III. Paradoxien des Apeiron
I. Der Unraum oder die aktuale Unendlichkeit
III. Paradoxes of the Apeiron
I. The Unraum, or actual infinity
Das Apeiron können wir einen Unraum nennen, um mit dieser Bezeichnung die eigentliche “Raumhaftigkeit” dieses Unraums aufzuheben. In der deutschen Sprache gibt es eine eigentümliche Ausdrucksweise. Die Vorsilbe “Un” macht zunächst einen bestimmten Terminus zu einem negierenden: liebenswürdig—unliebenswürdig, bequem—unbequem, bedeutend—unbedeutend. Das ist in anderen indogermanischen Sprachen genauso? (1). Im Deutschen besitzen wir jedoch die Vorsilbe “un” bei einer Reihe von Wörtern, bei denen sie etwas anderes als eine bloße Verneinung bezeichnet: Unmenge, Untier, Unmensch, Unwesen, Unkraut, Unwetter, Ungeheuer, Unmasse. Ein Untier ist nicht ein negiertes Her, sondern es ist in einer charakteristischen Weise mehr als ein Tier. Wir sprechen von einem Untier, wenn wir ein Monstrum meinen, dessen noch vorhandene tierische Artung etwas Maßloses an sich hat. Ein solches “Un” bedeutet eine Negation nach der umgekehrten, nämlich übersteigerten oder übertriebenen Seite. Eine Unmenge oder “Unmasse” Kartoffeln ist eine Menge, die man nicht mehr recht übersehen kann. Man kann sie sozusagen nicht mehr “zählen.” Es gibt Negationen, die das Gemeinte in einer so übertriebenen Gestalt bezeichnen, daß es verunstaltet wird. Jede Sache hat ihr Wesen, ihr Eidos. Durch ihr Wesen wird sie zu dem “eingegrenzt,” was sie ist (2). Ein Untier, ein Unmensch, ein Unwetter, ein Unkraut hat die zu dem betreffenden Eidos gehörige Eingegrenztheit bis zu einem gewissen Grade verloren, ohnedadurch das ganze Eidos zu verlieren. Das Eidos ist noch da. Die Sache ist nur mit ihm außer Fasson geraten. Sie quillt gewissermaßen eidetisch über.
We can call the Apeiron a non-space, in order to use this term to abolish the actual “spatiality” of this non-space. In the German language there is a peculiar way of expression. The prefix “Un” first makes a certain term negative: lovable—unlovable, comfortable—uncomfortable, significant—insignificant. Is it the same in other Indo-European languages? (1). In German, however, we have the prefix “un” in a number of words where it denotes something other than a mere negation: Unmenge, Untier, Unmensch, Unwesen, Weed, Unwetter, Monster, Unmasse. A beast is not a negated her, but is in a characteristic way more than a beast. We speak of a beast when we mean a monster whose existing animal nature has something excessive about it. Such an “Un” means a negation in the opposite direction, namely exaggerated or exaggerated. A plethora or “masses” of potatoes is a quantity that cannot quite be overlooked. You can no longer “count” them, so to speak. There are negations that designate what is meant in such an exaggerated form that it is disfigured. Every thing has its essence, its eidos. By its nature it is “limited” to what it is (2). A beast, a brute, a storm, a weed has lost to a certain degree the delimitation belonging to the eidos in question, without thereby losing the whole eidos. The Eidos is still there. The Eidos is only something that has gotten out of hand. In a way, it overflows eidetically.
In diesem Sinne können und wollen wir bezüglich des Apeiron von einem Unraum sprechen. Mit dem Apeiron ist der Raum nicht in sein Gegenteil umgeschlagen. Das Raumhafte ist hier nur so übersteigert, daß es zu einer Art Monstrum von Raum geworden ist. Das Apeiron ist “mehr” als Raum. Es ist ein unerschöpflicher, maßloser, unergründlicher Raum. Das Raumhafte ist an ihm “außer Fasson” gekommen, so wie beim Untier das Tierhafte seine ihm eigenen Maße und Grenzen verloren hat.
In this sense we can and want to speak of an unspace with regard to the Apeiron. With the Apeiron, space has not turned into its opposite. The spatial element is only exaggerated here in such a way that it has become a kind of spatial monstrosity. The Apeiron is “more” than space. It is an inexhaustible, boundless, unfathomable space. In him, the spatial aspect has become “out of shape”, just as in the case of the monster, the animal aspect has lost its own proportions and limits.
“Raum” ist dazu da, Seiendem Platz zu verschaffen. Das heißt, wie wir wissen, liegt die Sache umgekehrt: Seiendes verschafft sich Raum, um sich breiten zu können, und zwar denjenigen “Raum,” den es seiner Artung nach nötig hat. So, wie sich das Sein des Seienden die Erstreckungsdimension der Zeit bahnt und infolgedessen die allgemeine Zeitart notwendig von der allgemeinen Seinsart abhängig ist.
“Space” is there to make space for beings. That means, as we know, things are the other way around: Being creates space for itself in order to be able to expand, specifically that “space” that it needs according to its nature. Just as the being of beings paves the way for the extension dimension of time and consequently the general way of time is necessarily dependent on the general way of being.
Das Apeiron hat wenn es auch eine Art “Un-Raum” ist am Wesen von Raumhaftigkeit noch durchaus Anteil. Man könnte es sogar als Urraum oder Urräumlichkeit bezeichnen. Was für einer Art von Seiendem folgt aber dieser Un- oder Urraum? Letztlich geht es um unsere alte Frage nach dem Verhältnis des Apeiron zu den endlichen Entitäten, z. B. den Körperdingen, die sich “irgendwie” in ihm befinden. Wir sind noch nicht zu einer Lösung dieses Problems gelangt. Die Beantwortung der Frage jedoch, was denn eigentliche und tatsächlich ein Apeiron “erfüllen” kann, wird uns zur Lösung auch jenes grundlegenden Problems hinführen.
Even if it is a kind of “non-space,” the Apeiron still has a share in the essence of spatiality. One could even call it primeval space or primeval spatiality. But what kind of being does this non- or primordial space follow? Ultimately it is about our old question about the relationship of the Apeiron to the finite entities, e.g. B. the body things that are “somehow” in it. We have not yet come to a solution to this problem. However, answering the question of what an Apeiron can actually “fulfill” will lead us to the solution of that fundamental problem as well.
Das Apeiron ist in jedem Sinne unendlich. In einer Unendlichkeitsdimension kann aber nur Unendliches “orten.” Oder vielmehr: Unendlich Seiendes muß sich eine Unendlichkeitsdimension als seinen Erstreckungsbezirk bahnen. Real Apeirisches braucht ein Apeiron, um “sein” zu können. Gibt es denn überhaupt real unendliche Leinsinhalte? Wir treffen auf das alte, durch die ganze Geschichte der Philosophie hindurchgehende Problem der Unendlichkeit In der philosophischen Tradition wird zwischen der sogenannten schlechten oder uneigentlichen und der guten oder eigentlichen Unendlichkeit unterschieden. Wir haben es schon mehrfach gestreift. Der Begriff der schlechten Unendlichkeit ist bezogen auf den menschlichen Verstand und die verstandesmäßigen Operationen, wie z. B. das Zählen.
The Apeiron is infinite in every sense. In an infinity dimension, however, only infinity can “locate.” Or rather: Infinite beings must open up an infinity dimension as their area of extension. Real Apeirikes need an Apeiron in order to be able to “be”. Are there really infinite linen contents at all? We are confronted with the old problem of infinity, which runs through the whole history of philosophy. In the philosophical tradition, a distinction is made between the so-called bad or inauthentic infinity and the good or actual infinity. We’ve touched on it several times. The concept of bad infinity is related to the human mind and the operations of the mind, such as B. counting.
In der mittelalterlichen Philosophie hat Bonaventura eine der umfassendsten Analysen des Unendlichkeitsbegriffs gegeben. Dempf und Deku heben deren Wesentlichkeit hervor und weisen auf die sachlichen Folgen ihrer Nichtbeachtung hin (3). Dempf spricht von den meisterhaften Distinktionen einer vollbürtigen Begriffsanalyse(4).
Bonaventure gave one of the most comprehensive analyzes of the concept of infinity in medieval philosophy. Dempf and Deku emphasize their importance and point out the factual consequences of not observing them (3). Dempf speaks of the masterful distinctions of a full-fledged analysis of concepts(4).
Auch Bonaventura unterscheidet die schlechte Unendlichkeit von der echten. Bei der echten ist jede Grenze schlechthin aufgehoben. Jedoch deutet Bonaventura diese echte Unendlichkeit selber noch in einem zweifachen Sinne. Erstens könne nämlich die Begrenzung einer stofflichen Quantität oder eines Massenkörpers aufgehoben sein. Das bezeichnet aber eine “Unvollkommenheit,” weil ein Abgehen von der “Einfachheit” (5). Gleichwohl liege auch hier eine echte Unendlichkeit vor. Zweitens könne echte Unendlichkeit durch Aufhebung der Begrenzung einer geistigen Quantität oder einer Kraft [quantitas virtutis] gewonnen werden. Das bezeichne höchste Vollkommenheit, weil es der Einfachheit nicht widerspreche, ja nur im schlechthin Einfachen [Gott] sein könne (6).
Bonaventure also distinguishes the bad infinity from the real one. With the real one, every limit is abolished. However, Bonaventure himself still interprets this genuine infinity in a twofold sense. Firstly, the limitation of a material quantity or a mass body can be lifted. But that denotes an “imperfection” because it deviates from “simplicity” (5). Nevertheless, there is also real infinity here. Second, real infinity can be gained by removing the limitation of a mental quantity or force [quantitas virtutis]. That designates the highest perfection, because it does not contradict simplicity, indeed it can only be [God] in the absolutely simple (6).
Dempf spricht hierbei von der außerordentlichen und seines Wissens nirgends hinreichend hervorgehobenen Bedeutung des Kraftbegriffs, der “eine ganz wesentliche Klärung in den Begriff des schlecht und echt Unendlichen” bringe. “Durch ihn erst wird die Unterscheidung zwischen dem schlecht unendlichen Prozeß der unabsehbaren Apposition immer weiterer, diskreter, extensiver Einzeldinge und der echten Unendlichkeit eines Einzelbegriffs intensiver, kontinuierlicher und einfacher—und damit geistiger—Größe genau bestimmt” (7). Mit diesem Hilfsbegriff erst wird nach Dempf eine unendliche Steigerung denkbar, die keine diskreten Teile enthält, sondern als kontinuierliches Ganzes geschlossen bleibt und damit unbedingt einfach ist. Dempf nimmt aber wie Bonaventura selbst, was die Unendlichkeit der Kraft betrifft, mir Bezug auf Gott als ein schlechthin einfaches Wesen von unendlicher Kraft.
Dempf speaks here of the extraordinary and, to his knowledge, nowhere sufficiently emphasized importance of the concept of force, which “brings a very important clarification to the concept of the bad and genuinely infinite”. “It is only through him that the distinction between the badly endless process of the unforeseeable apposition of more and more, discrete, extensive individual things and the genuine infinity of an individual concept is more intensively, continuously and simply—and thus spiritually—determined” (7). With this auxiliary term, only after Dempf does an infinite increase become conceivable, which does not contain any discrete parts, but remains closed as a continuous whole and is therefore absolutely simple. Dempf, however, like Bonaventure himself, as far as the infinity of power is concerned, refers to God as an absolutely simple being of infinite power.
Deku macht eine außerordentlich wichtige Hinzufügung. Zunächst bemerkt er, daß man sich schon seit der Spätantike gewöhnt habe, das Wesen der positiven, rein geistigen Unendlichkeit, die jenseits aller Zahlen- und Größenordnung liege, mit dem Namen des “Guten” [ἀγαθον] zu bezeichnen. Denn gerade das Wesen des Guten sei es, unerschöpflich zu sein, sich mitteilen und verschenken zu wollen—ohne jedoch in all dieser Selbstmitteilung weniger zu werden. Das Gute sei eben seinem Wesen nach ein diffusivum sui, etwas Überfließendes, das Anteil geben wolle an sich selbst, um auf dieseWeise vom Geist durchdrungenes Leben möglich zu machen neben sich selber. Und “weit davon entfernt, im unendlichen Sichverschenken an Wertfülle einzubüßen, nimmt es eher noch zu…” (8). Es gebe jedoch hierfür, das ist der besonders wichtige Hinweis von Deku, auch Beispiele auf tieferer Stufe: Nicht nur das Gute [Gott], auch alle einzelnen Güter nähmen zu, indem sie sich verschenken. Wir können hier unsererseits an Güte, Liebe, Erkenntnis, Weisheit, Glauben denken. Deku spricht von der “fortzeugend lebenstiftenden Unerschöpflichkeit geistiger Güter.”
Deku makes an extraordinarily important addition. First of all, he notes that since late antiquity people have become accustomed to designating the essence of positive, purely spiritual infinity, which lies beyond all numbers and magnitudes, with the name of the “good” [ἀγαθον]. Because it is precisely the essence of goodness to be inexhaustible, to want to communicate and give away—but without becoming less in all this self-communication. According to its essence, the good is a diffusivum sui, something overflowing that wants to share in itself, in order in this way to make possible life permeated by the spirit alongside oneself. And “far from losing value in the endless self-giving, it is actually increasing…” (8). However, there are also examples on a lower level, this is Deku’s particularly important hint: not only the good [God], but also all individual goods increase by giving themselves away. For our part, we can think here of goodness, love, knowledge, wisdom, faith. Deku speaks of the “perpetually life-giving inexhaustibility of spiritual goods.”
Solche Güter sind also unerschöpfliche, aktuell unendliche [apeirische] Kräfte im Rahmen des Gesdiöpflichen. Hieran möchte ich eine entscheidende Frage anschließen. Sie ist, soviel ich sehe, noch nirgends gestellt worden. Kann es nicht analog auch eine fortzeugend “lebenstiftende” Unerschöpflichkeit transphysischer Wirkkräfte geben? Nicht geistiger oder ethischer Güter und Kräfte also, weshalb ich das “lebenstiftend” in Anführungszeichen setze. Denn diese Hinzufügung könnte zu dem Mißverständnis führen, als handle es sich dabei um Lebenskräfte im naturhaften Sinn oder überhaupt um innernaturhafte Kräfte. Unter transphysischen Wirkkräften will ich jedoch Dynamismen verstehen, durch welche die Natur letztlich seinshaft konstituiert ist. Ich nenne sie auch Seinskräfte (9). Seinskräfte” eben deshalb, weil die Natur grundlegend seinshaft durch sie erstellt wird. Sie sind ein für allemal gegeben. Sie können nicht wie Naturkräfte innerhalb von Zeit und Raum hervorgerufen und aufgehalten werden. Nur mit der Vernichtung der Natur als ganzer oder der betreffenden, durch sie erstellten Naturentitäten [wie z. B. der Materie] wären auch sie aufgehoben. Es handelt sich um die potenziellen Grundlagen der Natur, um die aktiv aktualisierenden und die passiv ermöglichenden. Insofern müssen es unendliche “Kräfte” sein, apeirische Leinskräfte. Innerhalb des aktuell Physischen kann es keine unendlichen Kräfte geben. Aktuell physische Kräfte gehen irgendwo und -wie aus der endlichen Natur hervor und münden irgendwo und -wie in sie ein. Empirisch physische Kräfte sind immer nur Folgen einer bestimmten empirischen Wirksituation, von der sie getragen und in die sie eingebettet sind.
Such goods are therefore inexhaustible, actually infinite [apeiric] forces within the framework of the creaturely. I would like to add a crucial question to this. As far as I can see, it hasn’t been posted anywhere. Analogously, cannot there also be a perpetually “life-giving” inexhaustibility of transphysical effective forces? Not spiritual or ethical goods and powers, which is why I put the “life-giving” in quotation marks. For this addition could lead to the misunderstanding that life forces in the natural sense are involved, or in general inner-natural forces. By transphysical effective forces, however, I want to understand dynamisms through which nature is ultimately constituted as being. I also call them forces of being (9). Being forces” precisely because nature is fundamentally created through them. They are given once and for all. They cannot be created and stopped within time and space like forces of nature. Only with the annihilation of nature as a whole or of the relevant natural entities created by it [such as e.g. B. of matter] they would also be lifted. It is about the potential foundations of nature, about those that actively actualize and those that passively enable. In this respect, it must be infinite “forces,” apeiric linen forces. There can be no infinite forces within actual physicality. Actual physical forces emerge somewhere and how from finite nature and flow into it somewhere and how. Empirically physical forces are always just the consequences of a specific empirical situation that supports them and in which they are embedded.
Ganz anders die Seinsdynamismen, bei denen wir es mit der potenziellen Letztbegründung (10) der physischen Natur zu tun haben. Da sie ganz und gar nichts anderes sind als die jeweiligen ontisdien Erstellungsdynamismen, sind sie entweder unendlich, oder sie sind gar nicht. Denn sofern sie sind, können sie sich sowenig ihres Wesens entäußern wie irgend etwas sonst. Das ganze Wesen solcher Potenzialitäten besteht aber in der entsprechenden ontischen “Kraft,” die einfachhin [simpliciter] mit ihnen selber gegeben ist. Es gibt hier keine Kraftquellen, die außer ihnen lägen und sie hervorbrächten. Sie sind selber nichts anderes als solche Kraftquellen. Deshalb müssen sie unerschöpflich, das ist unendlich, sein. Sie besitzen wesenhaft jene sich aus sich selber “fortzeugende Unerschöpflichkeit.” Sie sind, auch sie, je ein diffusivum sui, das im unendlichen Sichverströmen oder Sichverschenken niemals an Fülle einbüßen kann.
The dynamisms of being, in which we are dealing with the potential ultimate justification (10) of physical nature, are quite different. Since they are absolutely nothing other than the respective ontisdia creation dynamisms, they are either infinite or they are not at all. For insofar as they are, they can no more divest themselves of their essence than anything else. But the whole essence of such potentialities consists in the corresponding ontic “force” that is simply [simplicitly] given with them themselves. There are no sources of power here that lie outside them and bring them forth. They themselves are nothing other than such sources of power. Therefore they must be inexhaustible, that is infinite. They essentially possess that self-promoting inexhaustibility. They are, they too, each a diffusivum sui that can never lose its fullness in the infinite outflow or self-giving.
Wir befinden uns hier sachlich und historisch in guter Gesellschaft. Alle aktualisierenden Grundprinzipien, alle [scholastisch gesprochen] reinen “Formen,” alle Wesensentelechien sind wesenhaft unendlich (11). Sie “schließen jede Grenze positiv aus, und es kann über sie hinaus in dieser Rücksicht nichtsmehr geben.” Was nichts anderes ist als “Weiße,” muß die akzidentelle Wesenheit “Weiße” unendlich und unerschöpflich darstellen [Gredt]. Was nichts anderes ist als das Pflanzenhafte, Licht-, Gold- oder Wasserhafte und insofern alles konkret Pflanzliche, alles Licht, Gold und Wasser letztlich entelechial begründet, muß das entsprechend aktualisierende Prinzip unerschöpflich oder unendlich [apeirisch] darstellen.
We are here factually and historically in good company. All actualizing principles, all [scholastically speaking] pure “forms,” all essential telechies are essentially infinite (11). They “positively exclude every limit, and there can be nothing beyond them in this respect.” What is nothing other than “whiteness” must be infinitely and inexhaustibly represented by the accidental entity “whiteness” [Gredt]. What is nothing other than the plant-like, light, gold, or water-like, and insofar as everything concretely plant-like, all light, gold, and water is ultimately entelecially grounded, the corresponding actualizing principle must represent inexhaustibly or infinitely [apeiric].
2. Die Erstellung der Materie durch apeirische
Seinsdynamismen
2. The creation of matter through apeiric dynamisms of being
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Possibilis—impossibilis; possible—impossible [franz.]; possible—impossible [engl.].
Definieren ist ursprünglich und eigentlich gleich umgrenzen — gleich ὁρίζειν.
’ Vgl. Alois Dempf, Das Unendliche in der mittelalterlichen Metaphysik und in der Kantischen Dialektik, Münster i. W. 1926; Henry Deku, Infinitum prius finito, a. a. O.
4 A. a. O., 8. 2i.
“Semper dicit aliquam incompletionem aliquo modo, vel actu, vel potentia, quia dicit recessum a simplicitate in eodem et secundum idem…” [Bonaventura, De myster. Irin. Qu. IV. a. 1.; zit. bei Dempf, a. a. O., 8. 21]. Die Unendlichkeit einer Masse sei deshalb eine Unvollkommenheit, weil sie eine bloße Potenzialität sei und den vollendenden Akt verlange. Hierzu vgl. in meinen Ausführungen u. S. 91 ff. das, was über die Unendlichkeit des apeirischen Untergrundes von Materie und Raum gesagt ist.
“…non dicit aliquam imperfectionem, sed summam perfectionem, quia non… potest esse nisi in summe simplici…” sa. a. O.].
Possibilis—impossibilis; possible—impossible [French]; possible—impossible.
Defining is originally and actually the same as delimiting — the same as ὁρίζειν.
’ Cf. Alois Dempf, The Infinite in Medieval Metaphysics and in Kantian Dialectics, Münster i. W. 1926; Henry Deku, Infinitum prius finito, a. a. O.
4 A.a. O., 8. 2i.
“Semper dicit aliquam incompletionem aliquo modo, vel actu, vel potentia, quia dicit recessum a simplicitate in eodem et secundum idem…” [Bonaventura, De myster. Irish. Qu. IV. a. 1.; quoted in Dempf, a. a. O., 8. 21]. The infinity of a mass is therefore an imperfection because it is a mere potentiality and requires the completing act. On this see what I said about the infinity of the apeiric subsoil of matter and space in my remarks on page 91 ff.
“…non dicit aliquam imperfectionem, sed summam perfectionem, quia non… potest esse nisi in summe simplici…” sa. a. O.].
A. Dempf, a. a. O., 8. 22.
Vgl. H. Deku, a. a. 0., 8. 272.
Vgl. “Der Selbstaufbau der Natur,” Hamburg 1944; “Naturwissenschaftlich-metaphysische Perspektiven,” Hamburg 1948; “Bios und Psyche,” Hamburg 1949; “Das Sein,” München 1957.
“Letztbegründung” beschränkt sich hier natürlich auf das Geschöpfliche. Gehen wir von einer erschaffenen Natur aus, so hat Gott die Natur mit ihren eigenen letztbegründenden Potenzen geschaffen.
möglichungsgründe hinzukommen, die ebenfalls apeirisch sind, vgl., was speziell die Erstellung der Materie betrifft, u. 8. 95 f.
A. Dempf, a. a. O., 8. 22.
See H. Deku, op. a. 0., 8. 272.
See “Nature’s self-construction,” Hamburg 1944; “Scientific-Metaphysical Perspectives,” Hamburg 1948; “Bios and Psyche,” Hamburg 1949; “Being,” Munich 1957.
“Ultimate reasoning” here is of course limited to the creaturely. If we assume a created nature, then God created nature with its own ultimate powers.
Possibility reasons are added, which are also apeirical, cf. what specifically concerns the creation of the matter, u. 8. 95 f.
Philos. Wörterbuch, hrsg. von Walther Brügger, Freiburg i. B. 1947, unter Titel “Unendlich.”
18 Das letzte Aktualisierungsprinzip der weißen Farbe als solcher.
Alle empirischen Naturbedingungen, die nach naturwissenschaftlichen Feststellungen zu Derartigem führen, es bewirken, erzeugen, synthetisieren, setzen doch als letztlich führende Zielursache eine entsprechende Wesensentelechie voraus. Das widerspricht nicht der naturwissenschaft lichen Konstatierung empirischer Kausalitäten. Im Gegenteil: Sobald man sieht, daß nach phänomenologischer Einsicht jedes qualitativ in sich geschlossene “Etwas” durch einen Wesenslogos sinnvoll bestimmt ist [vgl. “Das Sein,” a. a. O.], wird auch einsichtig, daß die—nach der Quantenphysik niemals eindeutigen—empirischen Kausalbedingungen unter einer wesensentsprechenden zielursächlichen Leitung stehen müssen [vgl. “Der Selbstaufbau,” a. a. O.]. Ein einfaches Beispiel: Die chemische, quantitativ festgelegte Synthese von 2H + O ergibt Wasser. Diesem Prozeß liegen gequantelte Elementarprozesse zugrunde, die—naturwissenschaftlich gesehen—einer nur statistisch faßbaren Wahrscheinlichkeitskausalität unterliegen. Daß aber dabei Wasser mit seinem es wesenhaft bestimmenden ontischen Sinnlogos herausspringt, kann nur die Folge einer entsprechend führenden Zielursache sein.—Auch Einstein wehrte sich übrigens dagegen, daß die Naturverhältnisse durch ein pures Würfelspiel des Zufalls zustande kämen.
philos. dictionary, ed. by Walther Brügger, Freiburg i. B. 1947, under the title “Infinite.”
18 The last actualization principle of the white color as such.
All empirical natural conditions which, according to scientific findings, lead to something of this kind, cause it, produce it, synthesize it, nevertheless presuppose a corresponding essential telechy as the ultimately leading goal cause. This does not contradict the scientific statement of empirical causalities. On the contrary: as soon as one sees that, according to phenomenological insight, every qualitatively self-contained “something” is meaningfully determined by an essence logos [cf. “Being,” a. a. O.], it also becomes clear that the empirical causal conditions—which are never unambiguous according to quantum physics—must be subject to an essential, goal-causing direction [cf. “The Self-Building,” op. a. O.]. A simple example: The chemical, quantitatively defined synthesis of 2H + O gives water. This process is based on quantized elementary processes which—from a scientific point of view—are subject to a probability causality that can only be grasped statistically. But the fact that water jumps out with its essentially determining ontic meaning logos can only be the result of a correspondingly leading target cause. Einstein, by the way, also defended himself against the idea that the natural conditions came about through a pure game of dice of chance.