Dasein, Substanzialität, Seele

Dasein, Substanzialität, Seele

Hedwig Conrad-Martius

VIII. Dasein, Substanzialität, Seele

(Schriften I, 194-227)

VIII. Existence, Substantiality, Soul

(Writings I, 194-227)

Es ist wohl einer der merkwürdigsten und bedeutungsvollsten Züge in der aktuellen Philosophie, daß Martin Heidegger in seinem Werk Sein und Zeit [Halle, 1927] den Terminus “Dasein” zur ausschließlichen Bezeichnung des ichhaft Seienden festgelegt hat. Es liegt darin zweierlei: 1. die prägnant ontologische Wendung, die hier in bezug auf die wesenhafte Fassung des “Subjekts” vollzogen ist, und 2. daß diese ontologische Wendung ausschließlich dem subjektiv oder ichhaft Seienden gilt, die ganze übrige “Welt” dagegen davon ausgeschlossen erscheint.

It is probably one of the strangest and most significant features in current philosophy that Martin Heidegger in his work Being and Time [Halle, 1927] defined the term “Dasein” as the exclusive designation of egoic beings. There are two things to this: 1. the succinctly ontological turn that is completed here in relation to the essential conception of the “subject”, and 2. that this ontological turn applies exclusively to subjective or egoic beings, while the rest of the “world” is concerned with it appears excluded.

Nichts kann in der Tat die ontologische Wendung deutlicher charakterisieren als die Wahl dieses Ausdrucks. Ein reiner Seinsterminus wird zur Charakterisierung derjenigen Wesenheit verwendet, die in der gesamten idealistischen Philosophie, wenn auch in mehr oder minder ausdrücklicher Form und in den verschiedensten Schattierungen, zum “Sein” in pointierten Gegensatz gesetzt worden ist. Die eigentliche idealistische Alternative ist: Bewußtsein—Sein! Gerade auch die hiermit gegebene idealistische Identifizierung von ichhaft Seiendem mit Bewußtsein zeigt die Tendenz, das erstere aus der Ebene des “Seins” völlig herauszuheben.

In fact, nothing can characterize the ontological turn more clearly than the choice of this expression. A pure term of being is used to characterize that entity which has been placed in pointed opposition to “being” throughout idealistic philosophy, albeit in a more or less explicit form and in the most varied of shades. The real idealistic alternative is: Consciousness—Being! Precisely the idealistic identification of egoic beings with consciousness given here also shows the tendency to completely lift the former out of the level of “being”.

Dem tritt nun bei Heidegger die Fassung des Subjekts als “Dasein” gegenüber. Welch ein Gegensatz! Nicht nur hört die Identifizierung von Ich und Bewußtsein auf, nicht nur wird der sachlich in der Tat dringend notwendige Versuch gemacht, das Ich wieder als Seiendes unter anderem Seienden resp. in der ihm spezifisch eigentümlichen Seinsstellung zu begreifen, sondern es wird nun in einem höchst erstaunlichen Gegenextrem das Ich mit dem Sein schlechthin identifiziert. Das Ich ist in seinem eigentlichen Grunde nichts weiter als Dasein: es ist “Dasein!” Es gibt aber für das Sein im Sinne der eigentlichen und wahren Existenz keinen prägnanteren Ausdruck als “Dasein.”

In Heidegger, this is opposed to the formulation of the subject as “Dasein”. What a contrast! Not only does the identification of ego and consciousness cease, not only is the attempt, which is in fact urgently necessary, made to identify the ego again as a being among other beings, resp. in its specifically peculiar position of being, but in a most astonishing counter-extreme the ego is identified with being per se. In its very essence, the ego is nothing more than existence: it is “existence!” But there is no more concise expression for being in the sense of actual and true existence than “Dasein.”

Wenn das ichhaft Seiende seinem innerstenund eigentlichsten Wesen nach “Dasein” ist, so kann nichts anderes auch noch unter die Kategorie des Daseins fallen. Damit kommen wir zum zweiten Punkt. Dann ist wahre und eigentliche Existenz nur beim “Ich” zu finden, und alles “Übrige” ist kein eigentlich Seiendes oder besitzt kein eigentliches Sein. Nachdem wir vorhin gesehen haben, daß in dieser Existenzphilosophie dem Idealismus an seinem tiefsten Wurzelpunkt der Boden entzogen wird, nämlich an der Stelle der Seinsbewertung des Ich, die eben idealistisch eine höchst eigentümliche Seinsentwertung darstellt, scheint nun andererseits die ausschließende Seinsstellung des Ich gerade wieder in idealistische Bahnen zurückzuführen: nämlich zu einer radikalen und universalen Seinsentwertung des “Übrigen Seins.”

If the egoic being is “existence” according to its innermost and most authentic essence, then nothing else can still fall under the category of existence. This brings us to the second point. Then true and proper existence can only be found in the “I” and everything “rest” is not an actual being or has no actual being. After we saw earlier that in this existential philosophy the ground is cut from idealism at its deepest root point, namely at the point of the evaluation of the ego’s being, which idealistically represents a highly peculiar devaluation of being, on the other hand the exclusive position of the ego seems to be in again to be traced back to idealistic paths: namely to a radical and universal devaluation of the “rest of being”.

Es ist ja das Charakteristische des idealistischen Weltaspektes, daß in ihm die Welt nur in der Korrelation Subjekt-Objekt gesehen wird und daß das Ich trotz oder vielmehr wegen seiner reinen Bewußtseinsstellung dennoch das einzig und eigentlich “Seiende” ist, alles “Übrige” dagegen nur in der Relation auf dieses Bewußtsein Bestand hat. Wir stehen also einer zweifachen Art von Seinsentwertung gegenüber: einer rein inhaltlichen oder qualitativen und einer positionellen. Die qualitative liegt da vor, wo das Vorhandene nicht mehr im Charakter des wirklich Daseienden gefaßt wird, wie wir es bei der idealistischen Identifizierung von Ich und Bewußtsein sehen. Die positionelle liegt da vor, wo das Vorhandene seiner selbständigen Seinsposition, seiner Seinsstellung als eines “an sich” Bestehenden enthoben wird. Das Ich [= Bewußtsein] steht nun nach idealistischem Aspekt einerseits in der qualitativen Seinsenthobenheit [im Charakter eines eigentümlichen Schwebens], andererseits aber gerade in der Position des absolut Seinsunabhängigen, des absoluten “An sich,” das—wie Edmund Busserl in den Ideen formuliert—“nulla re indiget ad existendum.”

It is characteristic of the idealistic aspect of the world that in it the world is only seen in the correlation subject-object and that the ego, despite or rather because of its pure position of consciousness, is nevertheless the only and genuine “being”, everything “rest” on the other hand is only in relation to this consciousness endures. So we are confronted with a two-fold kind of devaluation of being: a purely substantive or qualitative one and a positional one. The qualitative is present where what is at hand is no longer understood in the character of what really exists, as we see it in the idealistic identification of ego and consciousness. The positional one is present where what is at hand is relieved of its independent position of being, of its position of being as something existing “in itself”. From an idealistic point of view, the ego [= consciousness] is on the one hand qualitatively relieved of being [in the character of a peculiar floating], but on the other hand it is in the position of being absolutely independent of being, of the absolute “in itself,” which—as Edmund Busserl formulates in the Ideas —”nulla re indiget ad existendum” [no thing needs to exist].

Mit der Position der Seinsabhängigkeit ist ohne weiteres auch die qualitative Seinsentwertung mitgegeben. Es wird dies allerdings meistens nicht bemerkt, weil der idealistische Weltaspekt überhaupt blind macht für das, was wahres [substanzielles] Sein ist. Obwohl also eine seinsabhängige Welt ohne weiteres auch in dem Charakter einer gewissen “Seinsabgezogenheit” dasteht, bleibt sie doch meistens—wegen jener Seinsblindheit—als “daseiende” dem Namen nach angesprochen.

With the position of being-dependence, the qualitative devaluation of being is given without further ado. However, this is mostly not noticed, because the idealistic aspect of the world makes you blind to what true [substantial] being is. So, although a being-dependent world is also present without further ado in the character of a certain “being detachment”, it still mostly—because of that being-blindness—remains addressed as “existing” in name.

Bei einer tieferen ontologischen Einsicht zeigt sich jedoch ebenso, daß auch die Verkoppelung von qualitativer Seinsentwurzelung und positioneller Seinsunabhängigkeit auf der subjektiven Seite eine Unmöglichkeit, ja ein Widersinn ist. Seinsunabhängigkeit kann nur mit wahrem, substanziellem Sein zusammen bestehen und umgekehrt. Für diese Einsicht muß allerdings das, was “wahres substanzielles Sein,” was “Dasein” ist, in ontologischer Reinheit gefaßt sein. Die idealistische Auffassung konnte nur dadurch zustande kommen, daß in der sachlich nur zu berechtigten Tendenz, das ichhaft Seiende von aller naturalistischen Seinsschwere zu befreien, auch die unentbehrliche substanzielle Wurzel mit herausgezogen wurde. Der Daseinsmodus des ichhaft Seienden ist eben in der Tat ein bis auf den Grund anderer als der Daseinsmodus alles “Übrigen Seienden;” deshalb ist er aber nicht weniger substanziell.

However, a deeper ontological insight also shows that the coupling of qualitative uprooting of being and positional independence of being on the subjective side is an impossibility, even a nonsense. Being-independence can only coexist with true, substantial being and vice versa. For this insight, however, what “true substantial being,” what “existence” is, must be grasped in ontological purity. The idealistic conception could only come about by pulling out the indispensable substantial root in the factually justifiable tendency to liberate egoic beings from all naturalistic heaviness of being. The mode of existence of egoic beings is in fact completely different from the mode of existence of all “other beings;” but that doesn’t make it any less substantial.

Heidegger hat nun die Welt auf der “subjektiven” Seite wieder in das echte Sein eingewurzelt; seine Bestimmungen sind hier von fundamentaler Bedeutung. Wie aber steht es mit der – idealistisch gesprochen—“objektiven” Seite? Die eigentliche auf der Subjekt- Objekt-Korrelation beruhende idealistische Position liegt auch Heidegger völlig fern. Man wird seinen ontologischen Konzeptionen äußerst wenig gerecht, wenn man sie hiermit verwechselt. Eine solche idealistische Auffassung der “objektiven” Welt würde sich auch mit der reinen Seinsposition des “Ich” nicht zusammenreimen lassen. Aber dennoch bleibt ein höchst eigentümlicher Rest. Wir sagten es schon: wenn es das ausschließliche Wesen des ichhaft Seienden ist, Dasein zu besitzen oder vielmehr Daseiendes zu sein, so wird eben dem ganzen übrigen Dasein [dem Daseienden] dieser Seinsstand abgesprochen. Mag es wie immer außerdem ontologisch gefaßt werden, es hat an der wahren, an der “radikalen” Existenz keinen Anteil mehr. Ist das aufrechtzuerhalten? Ist die “Welt” [wir sprechen jetzt im phänomenologischen Wesenssinne, nicht im erkenntnistheoretischen Faktizitätssinne] keine “daseiende?” Ist nicht das ausgesprochene Urphänomen des Daseins gerade an ihr verwirklicht?

Heidegger has now rooted the world on the “subjective” side back into genuine being; its provisions are of fundamental importance here. But what about the – idealistically speaking – “objective” side? The actual idealistic position based on the subject-object correlation is also completely alien to Heidegger. One does extremely little justice to one’s ontological conceptions if one confuses them with this. Such an idealistic conception of the “objective” world would also not rhyme with the pure position of being of the “I”. But there still remains a highly peculiar remainder. We have already said: if the exclusive essence of the egoic being is to possess existence, or rather to be existent, this state of being is denied to the entire remaining existence. However it may also be conceived ontologically, it no longer has any part in true, in “radical” existence. Is that sustainable? Is the “world” [we are now speaking in the phenomenological sense of essence, not in the epistemological sense of facticity] not “existing?” Isn’t the pronounced primal phenomenon of existence realized in her?

Oder meint Heidegger mit “Dasein” nicht dieses allgemeine Phänomen wirklicher Vorhandenheit, sondern etwas durchaus Spezifisches, das als solches in der Tat nur auf das ichhaft Seiende wesens-ontologisch paßt? Es ist dem so! Es wird hier das bis auf den letzten Seinsgrund Eigenartige subjektiven Seins gefaßt. Wir kommen noch darauf zurück. Aber noch einmal müssen wir sagen: gibt dieses ontisch letztlich Eigenartige ein Recht, nur hier von “Dasein” zu sprechen? Das Spezifische geht allerdings bis “auf den letzten Seinsgrund; es ist seinsmäßig “radikal” im prägnanten Sinne. Aber doch eben nur auf diesem Boden oder innerhalb dieser Sphäre des Seins, nämlich des wirklichen Seins oder- des Daseins! Dieses selbst, das Dasein resp. das Daseiende in seiner Gesamtgestaltung, besitzt bis “auf den letzten Grund” typisch verschiedene Modifikationen. Dabei handelt es sich aber doch gerade um diese eine seinsmäßig aufs deutlichste charakterisierte Gesamtsphäre des Daseins! Weichen Terminus sollen wir nehmen, um die Totalität dessen eindeutig zu bezeichnen, was in dem charakteristischen Urmodus des “wirklichen

Seins” steht?

Or does Heidegger mean by “Dasein” not this general phenomenon of real presence, but something quite specific, which as such in fact only fits ontologically the egoic beings in essence-ontology? It is so! The subjective being that is unique down to the last ground of being is grasped here. We’ll come back to that. But once again we have to say: does this ultimately ontical peculiarity give us the right to speak of “existence” only here? However, the specific goes “to the ultimate ground of being; it is being-radical in the succinct sense. But only on this ground or within this sphere of being, namely of real being or existence! This itself, existence or the existent in its overall form has typically different modifications down to “the last reason”. But it is precisely this one overall sphere of existence that is most clearly characterized in terms of being! We should use a soft term to unequivocally designate the totality of what is in the characteristic primal mode of the “real

his”?

Das ist nun unsere Aufgabe, diesen Urmodus kenntlich zu machen. Was macht das daseiende Sein zu einem solchen? Was verbindet in seiner letzten allgemeinsten Seinsposition das ichhaft Seiende mit allem übrigen “Dasein?” Was muß mit dem Sein geschehen, damit es sich in wirkliches Sein abwandelt?

It is now our task to make this primal mode recognizable. What makes existing being such? In its last most general position of being, what connects the egoic being with all other “existence?” What has to happen to being for it to transform into real being?

Mit der letzten Frage haben wir schon einen Anknüpfungs-, weil Abhebungspunkt gefunden. Sein und reales Sein, Sein und Existenzialität, Sein und Dasein ist nicht dasselbe. Wir können von “Sein” in dem allgemeinsten Sinne der einfachen Vorhandenheit sprechen. Es gibt die Zahl drei, es gibt das Gute, es gibt die Gattung Mensch, es gibt aber auch Menschen, Bäume, Tiere; es gibt Träume und Phantasien, Gedanken und Vorstellungen, es gibt Sachverhalte und Sätze, es gibt Wahrheit und Irrtum, es gibt Gesellschaften und Staaten, es gibt Geschichte, es gibt Gott. Was sollen, was können wir über dieses allgemeinste “Sein” im Sinne der bloßen Vorhandenheit sagen? Was “es gibt,” ist nicht nichts, sondern etwas. Diese Unterschiedenheit vom qualitativen “Nichts,” vom nichts sein und nur darum nicht nicht sein, macht hier alles aus. Das Sein in diesem all-gemeinsten Sinne hängt rein an der “Etwashaftigkeit.” Was “etwas” ist, “ist.” Und es “ist,” sofern es “etwas” ist. Wie wichtig es ist, dies gerade demgegenüber zu sehen, was nun darüber hinaus reales Sein konstituiert, wird uns sogleich klarwerden. Zunächst noch folgendes.

With the last question we have already found a starting point, because it is a point of departure. Being and real being, being and existentiality, being and existence are not the same. We can speak of “being” in the most general sense of simply being there. There is the number three, there is the good, there is the human species, but there are also people, trees, animals; There are dreams and fantasies, thoughts and ideas, there are facts and propositions, there is truth and error, there are societies and states, there is history, there is God. What should, what can we say about this most general “being” in the sense of mere presence? What “there is” is not nothing, but something. This difference from the qualitative “nothing,” from being nothing and therefore not not being, makes everything here. Being in this most common sense depends purely on “somethingness.” What “something” is, “is.” And it “is” insofar as it is “something”. How important it is to see this in relation to what constitutes real being will immediately become clear to us. First the following.

Wenn wir sagen, daß sich das Sein schlichter Vorhandenheit in dem “etwas sein” konstituiert, so könnte man darauf hinweisen, daß in diesem “etwas sein” noch ein letztes, leerstes und allgemeinstes “Sein” steckt. Dieses “Sein” ist jedoch seinsmäßig überhaupt noch nicht relevant; denn es steht noch nicht im Gegensatz zum “Nichts,” wie sich etwa in der Wendung zeigt: dies ist nicht nichts, sondern etwas. Oder positiv: “das ist nichts.” In der Möglichkeit des “nichts sein” drückt sich die Verbindbarkeil dieses “Seins” mit dem “Nichts” aus. Dieses “Seins,” das eben noch kein Sein ist, sondern nur in einer formal-kategorialen Befassung zur objektiven Setzung gelangt. Um so deutlicher aber hebt sich nun der Seinsbegriff des “es gibt” ab. Hier liegt die einzige Möglichkeit ausdrücklicher Charakterisierung in dem Gegensatz zum “Nichts” resp. nichts sein. Ja, dieser Gegensatz macht das ganze Wesen des “es gibt” aus. Wir können deshalb sagen, daß dieses “Sein” ein rein qualitativ oder besser noch essenziell bestimmtes ist. Ein so seiendes “ist” eben, weil und insofern es “etwas” ist; und in dem etwas sein ist sein ganzer Seinsmodus erschöpft.

When we say that being simply present is constituted in “being something”, one could point out that in this “being something” there is still an ultimate, emptiest and most general “being”. However, this “being” is not yet relevant at all in terms of being; for it is not yet opposed to “nothing,” as can be seen in the phrase: this is not nothing, but something. Or positive: “that’s nothing.” The possibility of “being nothing” expresses the connectability of this “being” with “nothingness”. This “being,” which is not yet being, but only achieves objective positing in a formal-categorical approach. But the concept of being “there is” stands out all the more clearly. Here the only possibility of express characterization lies in the contrast to “nothing” or “nothing”. be nothing. Yes, this contrast makes up the whole essence of “there is”. We can therefore say that this “being” is purely qualitative, or better still, essentially determined. Such a being “is” precisely because and insofar as it is “something”; and in being something his whole mode of being is exhausted.

An dem essenziellen Seinsmodus, wie wir ihn nennen wollen, hat alles teil, was—es “gibt.” Alles, was es gibt, ist nicht nichts, sondern etwas und insofern “ist” es; insofern ist es ein “Vorhandenes.” Auch ich selbst, auch der Schreibtisch, an dem ich sitze—wir “sind” [als einfachhin vorhandene], weil wir nicht nichts, sondern etwas sind. Unser eigetliches Problem aber hebt hier an: ich selbst, der Schreibtisch, an dem ich sitze, der Baum vor meinem Fenster—wir sind nicht nur “vorhanden,” wir stehen nicht nur in diesem allgemeinen “es gibt,” in dem auch die Zahl drei, die Gattung Mensch und die Idee des Guten steht; wir existieren außerdem; wir sind wirklich da.

Participating in the essential mode of being, as we will call it, is everything that—there is.” Everything that is there is not nothing but something and to that extent it “is”; to that extent it is something “at hand.” Also myself, also the desk at which I sit—we “are” [as simply existing], because we are not nothing but something. But our real problem begins here: I myself, the desk I’m sitting at, the tree in front of my window—we’re not just “existing,” we’re not just in this general “there is,” which also includes the number three, the human species and the idea of ​​the good; we also exist; we are really there.

Es gilt mit aller Prägnanz zu vollziehen, daß doch in der Tat nicht alles, was “es gibt,” auch wirklich existiert. Die Zahl drei ist doch gewiß ein Gebilde von äußerster qualitativer Prägnanz. Sie ist “etwas” in einem völlig geschlossenen Sinne. Dennoch existiert sie nicht, dennoch ist sie nicht wirklich da. Sie ist wohl “da,” aber sie ist nicht wirklich da; sie ist keine daseiende. Wo aber liegt hier die Grenze? Wo finden wir den Übergang von einem zum anderen? Was muß denn hinzukommen, damit sich ein Vorhandenes in ein Daseiendes abwandelt? Was bedeutet “Existenz,” “Dasein,” reelles, wirkliches Sein? Mag man was immer für eine endgültige Weltanschauung haben, mag man über dieses “wirkliche” Sein der Welt denken wie immer—wir kommen doch um diese zunächst rein phänomenologische Tatsache nicht herum: daß die “Welt” [nicht nur ich selber, sondern die ganze Welt] in diesem Seinsmodus dasteht, ja daß wir von »Welt« ohne diesen ausdrücklichen Seinsmodus gar nicht sprechen könnten. Wir kommen nicht um die phänomenologische Frage herum, worin denn nun dieser Seinsmodus eigentlich besteht.

It is important to realize with all succinctness that in fact not everything that “there is” really exists. The number three is certainly a structure of extreme qualitative conciseness. It is “something” in a completely closed sense. Yet it does not exist, yet it is not really there. It may be “there,” but it’s not really there; she is not existent. But where is the limit here? Where do we find the transition from one to the other? What has to be added in order for something that is already there to change into something that exists? What does “existence,” “dasein,” real, actual being mean? Whatever kind of definitive world view you may have, whatever your thoughts about this “real” being of the world—we still cannot avoid this initially purely phenomenological fact: that the “world” [not just myself, but the whole world] stands there in this mode of being, yes, that we could not speak of “world” at all without this express mode of being. We cannot avoid the phenomenological question of what this mode of being actually consists of.

Wir sagten oben, an dem essenziellen Seinsmodus habe alles teil, was es eben “gibt,” auch das wirklich Daseiende. Umgekehrt aber gibt es einiges, ja ganze Sphären verschiedenster Artung, die in reales Sein überhaupt nicht übersetzbar sind. Es gibt die “Idee” Mensch, es gibt die “Gattung Mensch,” und es gibt den wirklichen Menschen; aber es gibt keine “wirkliche” Zahl drei neben der ideellen. So etwas wie die Zahl drei ist wesensmäßig ein nur idealiter Existierendes. Dieser Tatbestand hängt aufs engste mit dem zusammen, was wir als eigentliches Charakteristikum des essenziellen Seinsmodus anführten: daß es sich in dem “Etwas sein” erschöpft. Haben wir solche Gebilde vor uns, die wesensmäßig mit sich selbst zusammengeschlossene Einheiten sind resp. die in ihrer qualitativen Gestaltung aus Wesenszusammenhängen einer bestimmten idealen Sphäre resultieren, so sind sie eben als solche aus diesen Wesenszusammenhängen oder dieser Sphäre nicht herauslösbar. Ihr Etwas sein bestimmt sich einzig und allein innerhalb dieser Sphäre und also auch ihr “Sein” resp. das Faktum ihrer VorhandenheiL Es ist nicht möglich, sie in ihrem Sein gewissermaßen zu “versetzen,” da ihr Etwas sein in ideellen Bezügen festgelegt ist. Wenn also alles, was es gibt, im essenziellen Seinsmodus steht, so gibt es dabei solcherlei, das ausschließlich in diesem essenziellen, in diesem Seinsmodus bloßer Vorhandenheit steht.

We said above that everything that “exists” has a part in the essential mode of being, including what really exists. On the other hand, however, there are quite a few, even entire spheres of the most varied kind that cannot be translated into real being at all. There is the “idea” of man, there is the “genus of man,” and there is the real man; but there is no “real” number three besides the ideal one. Something like the number three is essentially an ideal existent. This fact is closely related to what we cited as the actual characteristic of the essential mode of being: that it is exhausted in “being something”. Do we have such formations before us that are essentially self-contained units or that result in their qualitative configuration from the essential connections of a certain ideal sphere, they cannot be separated from these essential connections or this sphere. Their being something is determined solely within this sphere and therefore also their “being” resp. the fact of their existence It is not possible to “displace” them in their being, since their being something is fixed in ideal references. So if everything that exists stands in the essential mode of being, then there are things that stand exclusively in this essential, in this mode of being of mere presence.

Wir können ganz allgemein nach alter und ältester Tradition zwischen “essenzieller” und “existenzieller” Bestimmtheit eines Seienden unterscheiden; oder zwischen seinem Daß-sein und seinem Was-sein. Wir sehen, daß bei den ideellen Gebilden dieser Unterschied ein rein formaler bleibt. Die existenzielle oder Seinsbestimmtheit ist hier nichts über die essenzielle oder qualitative Bestimmtheit hinaus. Das Daß-sein ist sozusagen nicht “größer” oder “mächtiger” als das Was-sein. Damit ist zugleich gegeben, daß das Daß-sein nur “angreifbar” ist, sofern und soweit das Was-sein angreifbar ist. Ein Gebilde, das von essenzieller Wesenhaftigkeit [Apriorität] ist, ist damit auch existenziell unangreifbar; es läßt sich von der “Tafel des Seins” nicht fortstreichen.

According to the old and oldest tradition, we can generally distinguish between the “essential” and “existential” specificity of a being; or between its thatness and its whatness. We see that in ideal formations this difference remains purely formal. The existential or being-determination here is nothing beyond the essential or qualitative determination. That-being is not, so to speak, “greater” or “mightier” than what-being. At the same time it is given that that-being is only “attackable” insofar as and to the extent that what-being is attackable. A structure that is of essential essence [apriority] is therefore also existentially unassailable; it cannot be erased from the “table of being”.

Wir sind nun vorbereitet genug, um unsere eigentliche Frage aufs direkteste in Angriff zu nehmen. Ja, wir können uns von hier aus gleich den innersten Punkt in der Bestimmungsmöglichkeit des realen Seins vor Augen rücken—wenn auch zunächst in unexplizierter Form. Wenn wir sagen müssen, daß die Idee “Mensch” vorhanden ist, weil “Menschsein” etwas sachhaltig Abgrenzbares und qualitativ Geschlossenes darstellt, so ist es andererseits offenbar unmöglich, das wirkliche Vorhandensein dieses einzelnen Menschen oder der Menschen überhaupt auf ihr Etwassein zurückzuführen. Dieser Mensch oder die Menschen überhaupt sind nicht wirklich da, weil und insofern sie das sind, was sie sind; sondern weil sie—eben existieren! Sie sind vorhanden, weil sie eben Existenz haben. Weil sie eben vorhanden sind. Hier begründet sich das “Sein” im Sein, nicht in der Washeit. Hier begründet sich die Vorhandenheit [als reale] nicht essenziell, sondern existenziell. Und auf dieser existenziellen Seinsgegründetheit ruht das ganze Wesen des realen Seins.

We are now sufficiently prepared to tackle our real question in the most direct way. Yes, from here we can immediately visualize the innermost point in the possibility of determining real being—albeit initially in an unexplained form. If we have to say that the idea of ​​“man” is there because “being human” represents something objectively delimitable and qualitatively self-contained, then on the other hand it is obviously impossible to trace back the actual existence of this individual human being or of human beings in general to their being-something. This person or people in general are not really there because and insofar as they are what they are; but because they—just exist! They are there because they have existence. Because they are there. Here “being” is grounded in being, not in whatness. Here the presence [as real] is not essential, but existential. And the whole essence of real being rests on this existential groundedness of being.

Was sagen wir hiermit? Etwas mehr als eine leere Tautologie? Befinden wir uns nicht in einem fruchtlosen Zirkel, der sich durch sich selbst bestimmen soll? Was kann es näher bedeuten, daß beim eigentlichen Dasein das “Sein” nicht essenziell, sondern existenziell bestimmt wird, also wieder durch “Sein?”

What are we saying here? Anything more than an empty tautology? Aren’t we in a fruitless circle that should determine itself? What can it mean more precisely that in actual existence “being” is not essentially but existentially determined, i.e. again by “being?”

Sehen wir genauer hin. In der Formulierung: reales Sein ist existenziell bestimmtes Sein, ist, formal genommen, von “Sein” nicht nur in einem zweifachen, sondern in einem dreifachen Sinn die Rede. 1. in dem allgemeinen Sinn des puren “es gibt,” in Rücksicht auf welches das wirklich Seiende auf einer Ebene steht mit jeglichem nur denkbaren “Vorhandenen;” 2. ist die Rede von dem realiter Seienden, das eben in der ontischen Spezifität seiner realen Vorhandenheit näher bestimmt werden soll. 3. —worin nunmehr der springende Punkt liegt—von einem noch nicht näher explizierten “existenziellen” Moment, durch das jenes allgemeine Sein purer Vorhandenheit zu dem Sein spezifisch realer Vorhandenheit spezifiziert wird. Und wieder erhebt sich die Frage: Was kann das bedeuten? Wie kann Sein durch Sein zum Sein, nämlich zu dem des wahren eigentlichen Seins, des Daseins, bestimmt werden.

Let’s take a closer look. In the formulation: real being is existentially determined being, formally speaking, “being” is spoken of not only in a twofold, but in a threefold sense. 1. in the general sense of the pure “there is,” in regard to which actual being is on a level with every conceivable “existing;” 2. is the talk of real beings, which are to be determined more precisely in the ontic specificity of their real existence. 3. —which is the crux of the matter now—from an as yet unexplained “existential” moment, through which that general being of pure presence is specified to the being of specifically real presence. And again the question arises: What can this mean? How can being be determined by being to be, namely to that of true, actual being, of Dasein.

Es ist zunächst dies eine Wesentliche klar, daß sich Realität zum Sein überhaupt nicht verhält wie eine spezifische Differenz zur Gattung. Denn eine Gattung kann niemals durch “Hinzufügung” ihrer selbst zu sich selbst spezifiziert werden. Die Gattung “Tisch” z. B. wird zu der speziellen Art des hölzernen Tisches nur durch anderweitige, nähere Bestimmung des allgemeinen Tischcharakters, nicht aber durch nochmalige “Komplikation” mit diesem Tischcharakter selbst. Etwas Derartiges aber haben wir bei dem—deshalb eben völlig einzigartigen und, wenn man so will, irrationalen—Verhältnis von Sein im Sinne allgemeiner Vorhandenheit und Dasein im Sinne realen Seins vor uns. Wenn wir dieses Einzigartige und Irrationale schon in eine logische Form pressen wollen, so kann man nur sagen, daß hier in der Tat die allgemeine Gattung “Sein” durch “Komplikation” mit sich selbst zu dem Spezifikum des realen Seins abgewandelt wird. Was aber bedeutet, daß es um etwas vollkommen anderes geht als um eine gemeine Spezifikation.

First of all, this one essential thing is clear, that reality is not at all related to being like a specific difference to the species. For a genus can never be specified by “adding” itself to itself. The genus “table” z. B. becomes the special kind of wooden table only through another, more detailed determination of the general table character, but not through repeated “complication” with this table character itself , irrational—relationship of being in the sense of universal existence and existence in the sense of real being before us. If we want to squeeze this unique and irrational into a logical form, one can only say that here the general genus “being” is in fact modified by “complication” with itself to the specific of real being. But that means that it’s about something completely different than a common specification.

Aber wir müssen jetzt aus den formalen Formulierungen in die volle Sicht des Phänomens gelangen. Das Sein der Vorhandenheit wird also beim realen Sein oder beim Dasein durch “Sein” allererst begründet. Was ist dies für ein “Sein,” das in dieser Weise das Daseiende zu begründen vermag? Wir können die Frage einfach in die Antwort hineinwenden: Es kann eben nur ein “begründendes” Sein sein. Wenn wir sagen mußten, daß das Sein der bloßen Vorhandenheit nichts ist, was über die essenzielle Bestimmtheit hinausliegt, so ist das Sein des Daseins etwas der essenziellen Bestimmtheit und damit der ganzen Vorhandenheil “unterliegendes,” dieselbe begründendes und tragendes! Wir können kurzhin sagen: Dasein ist begründendes Sein [und dadurch begründetes].

But we must now move from the formal formulations to the full view of the phenomenon. The being of being-at-hand is thus grounded in the very first place in real being or in Dasein by “being”. What kind of “being” is this that is able to justify existence in this way? We can simply turn the question into the answer: it can only be a “reasoning” being. If we had to say that the being of mere presence is nothing that lies beyond the essential determination, then the being of Dasein is something of the essential determination and thus something “underlying” of the entire presence, grounding and supporting the same! We can say briefly: Dasein is grounding being [and thereby grounded].

Denn geben wir jetzt genau acht. Was wird denn durch dieses Realität konstituierende Sein begründet? Offenbar doch eben das Sein und weiter nichts und gerade dieses. Wie wir oben formulierten: das realiter Seiende ist vorhanden, weil es eben ist. Weil es eben, so können wir jetzt hinzufügen, dieses seinsbegründende Sein besitzt! Oder weil es ein seinsbegründendes Sein ist!

Because let’s pay close attention now. What then is established by this reality-constituting being? Apparently just being and nothing more and precisely this. As we formulated above: the real being is present because it is flat. Because, we can now add, it possesses this being-founding being! Or because it is a being that justifies being!

Welches Sein begründet denn dieses so Seiende? Doch offenbar sein eigenes Sein! Das Daseiende begründet seiend sein eigenes Sein. Und darin besteht sein Dasein. Und ohne diese selbsteigene Seinsbegründung wäre es kein daseiendes, besäße es keine Realität.

What being then justifies this being? But obviously his own being! The existent justifies its own being. And that is his existence. And without this self-substantiation of being, it would not exist, if it had no reality.

Nun aber erst recht könnte man uns den Vorwurf machen, daß wir uns in einer unmöglichen Zirkelbestimmung befinden. Ja, daß wir aus der Realität eine wahre “causa sui” machen. Wir möchten es nun allerdings mit aller Schärfe betonen, daß in einem gewissen, ontologisch genau abgrenzbaren Sinn Dasein eine “causa sui” ist! Nur wenn wir den reinen immanent-ontischen Sinn dieser causa sui fassen, sind wir imstande, in das Wesen von Realität einen wahren Einblick zu gewinnen.

Now more than ever one could accuse us of finding ourselves in an impossible circular determination. Yes, that we make a true “causa sui” out of reality. However, we would now like to emphasize with all sharpness that in a certain, ontologically precisely definable sense, existence is a “causa sui”! Only when we grasp the pure immanent-ontic meaning of this causa sui are we able to gain a true insight into the nature of reality.

Wir können hier nichts Besseres tun, als an eine der genialen Grundformulierungen aus Heideggers “Sein und Zeit” anzuknüpfen und zu sagen: Das realiter Seiende steht “in einem Seinsverhältnis zu seinem eigenen Sein.” Es ist dabei allerdings noch einmal aufs ausdrücklichste zu betonen, daß Heidegger mit dieser Wendung [so wie überhaupt mit dem Terminus “Dasein”] ausschließlich das ichhaft Seiende betroffen sehen will. Und daß er dasselbe hierdurch gerade von der ganzen “übrigen” Welt abhebt. Wenn wir also diese Fassung nun für die Charakterisierung des gesamten Daseins überhaupt verwenden, so treffen wir hierin nicht nur nicht die Intention Heideggers, sondern wir heben sie geradezu auf. Andererseits aber—und das ist ebenso nachdrücklich zu betonen—möchten wir gerade das, was Heidegger als das ausschließlich und ontologisch zentral charakterisierende Wesen des ichhaft Seienden gefaßt hat, nicht aufheben, sondern im Gegenteil unterstreichen. Man kann nämlich dieses “in einem Seinsverhältnis zum eigenen Sein stehen” auch in einem grundspezifischen Sinne nehmen, der nun allerdings nur und allein auf das ichhaft Seiende anwendbar ist. Wir sehen jedoch die Grenze der Heideggerschen Konzeption darin, daß er die “objektiv” daseiende Welt nicht ebenso in ihrem zutiefst zwar nicht ontologischen, d. i. seinsverstehenden [das bleibt das Grundcharakteristikum des ichhaft Seienden], aber doch in ihrem ontodynamischen, wenn wir dies Wort prägen dürfen, d. i. seinsmächtigen Charakter enthüllt hat. Wir würden sagen: gerade weil das Subjekt [nach Heideggerscher Konzeption] ein ontologisches, d. i. seinsverstehendes ist, ist eine Ontologie im universalen Sinne möglich, die nicht nur das Sein des ichhaft Seienden, sondern auch das der “übrigen” Welt radikal ontologisch auslegen kann. Und zwar als einer—dem Urphänomen nach—in Wahrheit daseienden. Zur Verdeutlichung aber dieses universalen Daseinscharakters trifft jene Wendung, daß das Daseiende in “einem Seinsverhältnis zu seinem eigenen Sein steht,” in das Herz der problematischen Sachlage. Damit kehren wir zur sachlichen Erörterung zurück.

We can do nothing better here than to tie in with one of the ingenious basic formulations from Heidegger’s “Being and Time” and to say: The real being stands “in a being-relationship to its own being.” However, it has to be emphasized once again that Heidegger wants to see only the egoic being concerned with this phrase [as with the term “Dasein” in general). And that in this way he sets the same thing apart from the rest of the world. So if we now use this version for the characterization of the entire Dasein in general, not only do we not meet Heidegger’s intention here, we actually cancel it out. On the other hand—and this must be emphasized just as emphatically—we do not want to abolish what Heidegger conceived of as the exclusively and ontologically central characterizing essence of egoic beings, but on the contrary underline them. One can also take this “standing in an existential relation to one’s own being” in a fundamentally specific sense, which is now only and solely applicable to egoic beings. However, we see the limit of Heidegger’s conception in the fact that he does not see the “objectively” existing world in its profoundly non-ontological, i. i. understanding of being [this remains the basic characteristic of egoic beings], but still in their ontodynamic, if we may coin this word, i. i. revealed his mighty character. We would say: precisely because the subject [according to Heidegger’s conception] is an ontological, i. i. being-understanding, an ontology in the universal sense is possible, which can interpret not only the being of egoic beings, but also that of the “rest of the world” radically ontologically. And indeed as one—according to the primal phenomenon—that actually exists. In order to clarify this universal character of existence, however, the expression that what is there “stands in a being-relationship to its own being” gets to the heart of the problematic situation. This brings us back to the factual discussion.

Etwas konkreter, inhaltlich bestimmter könnten wir diesen Seinsstand, in dem das Seiende in einem Seinsverhältnis zu seinem eigenen Sein steht, durch die ebenfalls Heideggersche Wendung [von ihm ebenfalls nur auf das ichhaft Seiende bezogen!] charakterisieren: daß es in einem “eigenen Seinskönnen” resp. im Können seines eigenen Seins steht. Das Daseiende ist nicht nur einfachhin vorhanden, so wie alles, was es gibt; sondern es hat den Grund zu seinem eigenen Sein in sich selber. Mit anderen, sehr einfachen und nunmehr endgültig formulierenden Worten ausgedrückt: das Daseiende “ist” selber.

We could characterize this state of being, in which beings stand in a being-relationship to their own being, somewhat more concretely, in terms of content, by using the same Heideggerian phrase [which he also only refers to the egoic being!]: that it is in a “own ability to be” resp. stands in the ability of his own being. Existing is not simply present, like everything that is; rather it has the reason for its own being within itself. Expressed in other, very simple and now definitively formulating words: that which exists “is” itself.

Damit haben wir das innerste Wesen realen Seins ausgesprochen. Es liegt in der Selberkeit des Seins oder, um einen präzisierenden Terminus einzuführen: in der Seität. Es handelt sich hier noch nicht um eine Persëität, Insëität oder gar Asëität. Sondern um die ontische Sëität schlechthin. Um das selber sein schlechthin. Alles mögliche, das realiter Seiende in seinem Seinsstand weiterhin charakterisierende und differenzierende “durch sich selber,” “in sich selber” und “aus sich selber,” hat seinen formal konstitutiven Boden in dem “selber sein.” Oder der Selberkeit des Seins.

With that we have expressed the innermost essence of real being. It lies in the selfhood of being or, to introduce a more precise term: in beingness. It is not yet a question of a persëity, insëity or even asëity. But about the ontic seity par excellence. To be oneself par excellence. Everything possible that continues to characterize and differentiate the real being in its state of being “through itself”, “in itself” and “out of itself” has its formal constitutive ground in the “being oneself.” Or the independence of being.

Wenn wir sagten, daß bei dem Daseienden Sein durch Sein begründet ist, so sehen wir jetzt etwas deutlicher, daß diese seinsmäßige Seinsbegründung nur darin bestehen kann, daß in dem Daseienden eine selbsteigene Potenz oder Mächtigkeit zu seinem eigenen Sein liegt. Ein Daseiendes ist nur ein solches, sofern es seiend die Potenz zum eigenen Sein besitzt.

When we said that in the existent being is grounded through being, we now see somewhat more clearly that this existential grounding of being can only consist in the fact that in the existent there lies a self-own potency or power for its own being. A being is only such insofar as it possesses the potency of its own being.

Hier stehen wir aber noch einmal vor der nun allerdings abgründig gewordenen Frage: Ist es nicht widersinnig, daß ein Seiendes durch Sein sein eigenes Sein begründen soll? So muß es ja in seiner Selberkeit “existieren,” “ehe” es existiert? Wenn es durch sein Sein die “Potenz” oder “Mächtigkeit” zu seinem eigenen Sein besitzt, so besitzt es ja doch schon ein “Sein” in und mit dieser Potenz oder “Mächtigkeit?”

But here we are once again faced with the question, which has now become abysmal: Isn’t it absurd that a being should justify its own being through being? So it must “exist” in its own right “before” it exists? If through its being it possesses the “potency” or “might” of its own being, does it already possess a “being” in and with this potency or “might?”

Ehe wir dieser Problematik weiter nachgehen, stehen wir noch einmal still vor dem ontischen Urphänomen, vor dem Dasein selbst, an dem wir selber und alles beteiligt ist, was zur “Welt” gehört. Was macht mich, was macht meinen Schreibtisch, was macht den Baum vorm Fenster zu selbst daseienden Bestandstücken dieser daseienden Welt? Ist es nicht dies, daß das Sein sozusagen “hineingesammelt” ist in das Daseiende, so daß es als ein persönlicher Besitz desselben vorhanden ist? Am Daseienden ist die Existenz selber noch einmal “existent,” die Vorhandenheit selber noch einmal ein Vorhandenheitsmoment am Seienden geworden! Das Daseiende ist aus sich selber aufgerichtet zum eigenen Sein. Heben wir es aus diesem Grunde der ontischen Selberkeit heraus, so ist ihm die Wurzel abgeschnitten, und anstatt der existenten Welt haben wir ein Reich von Erscheinungen vor uns, dessen “an und für sich Bestehen” dann allerdings von höchster Fragwürdigkeit sein muß.

Before we pursue this problem any further, we stand still before the ontic primal phenomenon, before existence itself, in which we ourselves and everything that belongs to the “world” participate. What makes me, what makes my desk, what makes the tree in front of the window self-existing components of this existing world? Isn’t it that being is, so to speak, “gathered into” what is there, so that it is present as a personal possession of it? Existence itself is once again “existent” in what is there, and being-at-hand itself has once again become a moment of being-at-hand! That which exists is erected out of itself for its own being. If we lift it out of its ontic independence for this reason, its root is cut off, and instead of the existing world we have before us a realm of phenomena, the “existence of which in and for itself” must then be of the highest questionability.

Wir müssen übrigens hier noch einmal, und zwar nunmehr in konkreterer Form, hervorheben, was wir schon am Anfang betonten, daß die Seinsunabhängigkeit keineswegs die qualitative Seinsartung des Daseienden ausmacht, wenn sie auch aufs engste mit ihr verknüpft ist. Oder nach dem jetzigen Stand unserer Analysen: daß “an sich selber Bestehen” und “Selberkeit des Seins” keineswegs identisch sind. Der Selberkeit des Seins ist nicht etwa Genüge getan mit dem Hinweis auf ein selbständiges, unabhängiges Bestehen der Welt oder des realiter Seienden. Wenn auch dieser selbständige Weltbestand eine unmittelbare Konsequenz dieser ihrer Seinsselberkeit ists. Wir sind der Meinung, daß nur weil die ontische Selberkeit des Daseins [ihre Substanzialität] nicht mehr gesehen wurde, die idealistischen Theorien von der Seinsabhängigkeit der Welt solche Macht gewinnen konnten. Aber es ist nicht dieser Zusammenhang zwischen Seinsselberkeit und Seinsunabhängigkeit, der uns hier interessiert, sondern die Fassung des Urphänomens der ontischen Seität selber. Und Seität ist nicht Seinsunabhängigkeit, sondern das Fundament derselben. Mit ihr steht das Daseieode qua Daseiendem seinsmäßig auf eigenem Grunde! Und ohne diese selbsthafte Seinsgegründetheit wäre überhaupt kein Daseiendes, ja keine Welt.

Incidentally, we must once again emphasize here, and now in a more concrete form, what we emphasized at the beginning, that the independence of being in no way constitutes the qualitative type of being of the existent, even if it is very closely linked with it. Or according to the current status of our analyses: that “existence in itself” and “independence of being” are by no means identical. The independence of being is not satisfied with the reference to an autonomous, independent existence of the world or of real beings. Even if this independent existence of the world is a direct consequence of their own being. We hold that it was only because the ontic self of Dasein [its substantiality] was no longer seen that the idealistic theories of the world’s being-dependence were able to gain such power. But it is not this connection between being-self and being-independence that interests us here, but the conception of the primal phenomenon of ontic being itself. And seity is not independence of being, but the foundation of it. With it, the existential ode qua existent stands on its own ground in terms of being! And without this self-sufficient grounding of being, there would be no existence at all, yes, no world.

Nun ist es aber an der Zeit, jene “abgründige” Frage, wie wir sie nannten, näher ins Auge zu fassen: wie denn eine solche selbsthafte Seinsbegründung des eigenen Seins möglich ist. Man könnte zwar zunächst einfach antworten: sie ist möglich, weil sie an der daseienden Welt tatsächlich realisiert ist. Aber wir können und müssen mehr tun. Sonst würde auch am Ende der “Widersinn” dieser ontischen Seität selber noch zu einem Beweis gegen die Realität der Welt. Es ist durchaus möglich, dieses anscheinend so durchaus Irrationale auf die Ebene ontologischer Klarheit zu bringen.

Now, however, it is time to take a closer look at that “unfathomable” question, as we called it: how such a self-sufficient justification of one’s own being is possible. One could initially answer simply: it is possible because it is actually realized in the existing world. But we can and must do more. Otherwise the “absurdity” of this ontic being would itself end up being a proof against the reality of the world. It is entirely possible to bring what seems so thoroughly irrational to the level of ontological clarity.

Zunächst eines: wenn Dasein darin besteht, daß das Daseiende selber der Seinsgrund seines Seins ist, so liegt die “Selberkeit” tiefer als das Sein. Die Selberkeit ist es, die seiend den “Grund” zum eigenen Sein darstellt. Aber sie muß doch eben “sein,” um “seiend” der Grund zu sein? So liegt sie doch wieder nicht tiefer, sondern bedarf des “Seins,” um das eigene Sein begründen zu können?!! Oder liegt die Lösung darin, daß eben das “Sein” der begründenden Selberkeit ein anderes ist als das Sein, das die Selberkeit “begründet?” Aber was für ein Sein soll es denn sein, das noch vor der Realität, noch vor dem eigentlichen Dasein liegt, es allererst konstituierend? Das, was konstituiert werden soll, ist ja das Seiende in seinem Dasein, in seiner daseienden Selberkeit? Das Begründende muß also dieses gleiche Seiende vor oder unterhalb seiner daseienden, seiner wahrhaft existenten Selberkeit sein. Es wird in der Tat notwendig, das eigentliche [zu konstituierende] Dasein von einem Vordasein, von einer Unterexistenz oder wie man sich ausdrücken soll, zu unterscheiden. Resp. das in sich selbst begründete Dasein von einem begründenden “Vordasein.”

First of all, if existence consists in the fact that what exists is itself the basis of its being, then “individuality” lies deeper than being. It is selfhood that represents the “reason” for one’s own being. But surely it has to “be” in order to be the “being” reason? So it is not deeper, but requires “being” in order to be able to justify one’s own being?!! Or does the solution lie in the fact that the “being” of the grounding self is different from the being that “grounds” the self? But what kind of being should it be that lies before reality, before actual existence, and constitutes it in the first place? That which is to be constituted is, after all, the being in its existence, in its existing independence? The grounding element must therefore be this same being before or below its existing, its truly existent self. Indeed, it becomes necessary to distinguish the existence proper [to be constituted] from a pre-existence, from a sub-existence, or however one may express it. Or the self-founded existence of a justifying “pre-existence.”

Ist dies eine Konstruktion, die wir zu Hilfe nehmen, um aus der verwickelten und anscheinend in sich widerspruchsvollen Bestimmungsweise herauszukommen? Nein und noch einmal nein. Das Urphänomen des Daseins ruft eine solche Fassung unmittelbar hervor. Das Daseiende ist das sich selber in seinem Sein begründende; dann ist es aber auch ein auf seinem Seinsgrunde in der Potenz [Mächtigkeit] zur selbsteigenen Seinsbegründung stehendes resp. in der Potenz zum eigenen Sein. Also noch einmal: wir müssen unterscheiden zwischen einem begründenden Sein, das als solches in der bloßen Potenz zum Sein steht, und einem begründeten Sein, das aus dieser Potenz hervorgeht und auf ihr ruht. Resp. wir müssen unterscheiden: die “Selberkeit” in der bloßen Potenz zu ihrem eigenen Sein und die Selberkeit in ihrem durch diese ihre eigene Seinspotenz getragenen eigentlichen Dasein.

Is this a construct we use to get out of the intricate and seemingly self-contradictory mode of determination? No and again no. The primal phenomenon of Dasein immediately evokes such a conception. The existent is that which justifies itself in its being; but then it is also something that stands resp. in the potency of one’s own being. So once again: we must distinguish between a grounded being, which as such stands in the mere potency of being, and a grounded being, which emerges from this potency and rests on it. In other words, we have to distinguish: “selfness” in the mere potency of its own being and selfness in its actual existence supported by its own potency of being.

Man könnte höchstens jetzt fragen, wie denn ein solches “Sein,” das nur erst die Potenz zum eigenen Sein darstellt, also gewissermaßen auf der Grenze zwischen Sein und Nichtsein schwebt, möglich ist? Oder wie es möglich ist, daß ein Daseiendes auf dem Grunde seiner selbst in der bloßen Potenz zum eigenen Sein steht und also auf dem Grunde seiner seihst zwischen Sein und Nichtsein schwebt. Deutlich ist jedoch: wenn Daseiendes nicht auf dem Grunde seiner selbst zwischen Sein und Nichtsein schwebte, so könnte es auch nicht in der Potenz zum eigenen Sein stehen, so könnte es auch kein sich selber in seinem eigenen Sein “begründendes” und “tragendes” sein, so wäre es auch kein daseiendes.

At most, one could now ask how such a “being” that only represents the potency of one’s own being, i.e. to a certain extent hovering on the border between being and non-being, is possible? Or how it is possible that a being stands on the ground of itself in the mere potency of its own being and thus on the ground of itself hovers between being and non-being. What is clear, however, is that if what is there does not hover between being and non-being on the ground of itself, then it could not stand in the potency of its own being, nor could it be something that “founds” and “supports” itself in its own being , then it would also not be existent.

Hier ist nun allerdings eine wesentliche Einschränkung zu machen, die zugleich auf das Ganze der Sachlage [und, wenn anders man metaphysisch zu denken vermag, auch auf die soeben gestellte Frage nach der Möglichkeit eines solchen “bloß potenziellen” Seins] das hellste Licht werfen kann. Oder vielmehr ist es eigentlich keine Einschränkung, sondern nur eine umfassendere Auslegung des Gesagten, die uns allerdings in eine kurze metaphysisch-ontologische Erörterung hineinbringen wird. Dasein ist Selberkeit des Seins. Oder: das Daseiende “ist” selber. Es begründet sich selber in seinem Sein. Es erschien notwendig, hieraus die Folgerung zu ziehen, daß das Daseiende sich aus einer Art “Nichtsein”—kraft der mit ihm gesetzten Potenz zum eigenen Sein—zu seinem Sein erhebt. Wir standen dabei vor der erstaunlichen ontologischen Tatsache, daß das “Selbst” sozusagen “tiefer” liegt als das “Sein.” Aber wie nun, wenn es zum Wesen des “Selbst” selber gehört, zu “sein” [zu existieren]? Wenn die Selberkeit des Seins [die Sëität] in dem Selbst unaufhebbar gründet? Wenn das Seiende also nicht nur eine faktisch ihm anhängende Potenz zum eigenen Sein besitzt, sondern selber der Grund zu dieser “Macht” über das eigene Sein ist?

Here, however, an essential limitation must be made, which at the same time can throw the brightest light on the whole of the situation [and, if one is able to think differently metaphysically, also on the question just posed about the possibility of such a “merely potential” being]. Or rather, it is not really a limitation, but only a more comprehensive interpretation of what has been said, which will indeed bring us into a brief metaphysical-ontological discussion. Dasein is the independence of being. Or: the existent “is” itself. It justifies itself in its being. It seemed necessary to draw the conclusion from this that the existent rises from a kind of “non-being”—by virtue of the potency it posits to its own being—to its being. We were faced with the astonishing ontological fact that “self” is, so to speak, “deeper” than “being.” But what if it is part of the nature of the “self” itself to “be” [exist]? When the selfhood of being [seity] is irrevocably grounded in the self? So if beings not only have a potency attached to their own being, but are themselves the reason for this “power” over their own being?

Wir müssen genau sein. Es ist zweierlei zu unterscheiden: 1. die Gegründetheit des eigenen Seins im Selbst, die ontische Seität, die das Dasein als ein solches konstituiert. Und 2. die Art der Gegründetheil nun wiederum dieser Seität im Selbst! Das Daseiende ist immer eo ipso der Grund seines eigenen Seins; aber es ist nicht notwendig auch der Grund zu diesem seinem “Grundsein.” Es besitzt die Potenz zu seinem eigenen Sein, ja muß sie haben, wenn anders es ein Daseiendes sein soll; aber diese Potenz ist nicht notwendig eine ihm wesentlich zugehörige, in ihm selbst verankerte. Es hat nicht notwendig auch die Potenz zur selbsteigenen Seinspotenz, die Macht über die selbsteigene Seinsmächtigkeit, welch letztere sein Dasein ausmacht. Wir müssen eben in einem solchen Fall wirklich sagen, daß es sich um eine bloße “Potenz” zum eigenen Sein handelt und daß das so Seiende im Grunde seiner selbst aus dem Nichtsein herkommt. Es ist ein kraft der vorhandenen Seinspotenz sich aus dem Nichtsein zum Sein erhebendes.

We have to be precise. Two things must be distinguished: 1. the grounding of one’s own being in the self, the ontic being that constitutes existence as such. And 2. the nature of the grounded part now again of this beingness in the self! Existing is always eo ipso the ground of its own being; but it is not necessarily also the reason for this his “ground being.” It possesses the potential for its own being, yes, it must have it if it is to be something else; but this potency is not necessarily one that essentially belongs to him, that is anchored in himself. It does not necessarily also have the potency for its own potency of being, the power over its own might of being, which latter constitutes its existence. In such a case we really have to say that it is a question of a mere “potency” for one’s own being and that what is in this way basically comes from non-being. It is something that rises from non-being to being by virtue of the existing potency of being.

Aber wie nun, so fragen wir jetzt noch einmal, wenn das Seiende nicht nur der Grund zu seinem eigenen Sein ist, sondern auch der Grund dieses Grundes? Wenn es nicht nur causa sui ist, sondern causa causae sui? Wenn es nicht nur seines eigenen Seins mächtig ist, sondern auch Macht hat über diese seine eigene Seinsmächtigkeit.

But how now, we ask once again, if the being is not only the reason for its own being, but also the reason of this reason? What if it’s not just causa sui, but causa causae sui? When it is not only powerful in its own being, but also has power over its own power of being.

Es würde sich dann nicht nur selbst in seinem eigenen Sein umfassen [wie jedes Daseiende], sondern es würde sch auch noch selber in seiner eigenen Seinsselberkeit umfassen. Es wäre der Grund nicht

nur seines eigenen Seins, sondern auch der Grund seines Daseins!! 

It would then not only encompass itself in its own being [like every existing thing], but it would also encompass itself in its own beingness. It would not be the reason

only his own being, but also the reason for his existence!!

Es sind hierbei verschiedene Wesenszusammenhänge zu beachten:

There are a number of different contexts to consider:

1. Wenn ein Seiendes der Grund zu seiner eigenen Seinsmämtigkeit ist, also zu seinem eigenen Dasein, so gehört es zu seinem Wesen, dieser Grund zu sein.

1. If a being is the reason for its own mightiness of being, i.e. for its own existence, then it belongs to its essence to be this reason.

2. Wenn es zum Wesen eines Seienden gehört, der Grund seines Seins zu sein, so ist es eo ipso auch der Grund seines Daseins. Oder umgekehrt: ein Seiendes, das nur der Grund seines Seins ist, ist dieses nur in reiner Faktizität, nicht wesenhaft.

2. If it belongs to the essence of a being to be the ground of its being, then it is eo ipso also the ground of its existence. Or vice versa: a being that is only the ground of its being is this only in pure facticity, not in essence.

3· Wenn es zum Wesen eines Seienden gehört, der Grund seines eigenen Daseins zu sein, so besitzt es damit Macht über das Sein schlechthin.

3· If it belongs to the essence of a being to be the ground of its own existence, then it thereby possesses power over being per se.

Ad 1. Denn was sollte dies, daß ein Seiendes der Grund seines eigenen Daseins ist, anderes heißen, als daß es sein Dasein mit seinem eigenen Wesen selbst umschließt, so daß dieses Dasein aus ihm selbst hervorgeht? Wo soll dieser “Grund” liegen als in seinem eigenen Wesen? Man könnte demgegenüber darauf hinweisen wollen, daß doch auch das Daseiende eo ipso der Grund seines Seins ist, ohne deshalb notwendig der wesenhafte Grund seines Seins zu sein. Warum könnte es nicht genauso sein mit der Mächtigkeit über diese Potenz zum Sein, über diese selbsteigene Seinsmächtigkeit? Warum muß es sim hier um eine wesenhafte handeln? Aber es ist dies durchaus zweierlei: selber der Grund zum eigenen Sein und selber der Grund zum eigenen Dasein zu sein! Bei dem zweiten stehen wir vor dem seinsmäßig letztlich Begründenden! Würde dem Seienden diese “Macht über das eigene Dasein oder über die eigene Seität” nur äußerlich und faktisch zukommen, so wäre es gar keine solche, sondern läge über die Potenz zum eigenen Sein gar nicht hinaus. Die Macht über das eigene Dasein kann eo ipso nur eine solche des eigenen Wesensgrundes sein. Resp. das “selber Grund sein” und “Wesensgrund sein” ist hier ein und dasselbe.

Ad 1. For what should this mean that a being is the ground of its own existence, other than that it encloses its existence with its own essence itself, so that this existence emerges from itself? Where is this “ground” supposed to lie other than in its own being? In contrast, one could want to point out that what is there is eo ipso the ground of its being, without therefore necessarily being the essential ground of its being. Why couldn’t it be the same with the power over this potency to be, over this self-own power of being? Why does it have to be about a being here? But this is definitely two things: to be the reason for one’s own existence and oneself to be the reason for one’s own existence! With the second we stand before what is ultimately grounding in terms of being! If beings only had this “power over their own existence or over their own being” externally and factually, it would not be such at all, but would not go beyond the potency of their own being. The power over one’s own existence can eo ipso only be that of one’s own essential ground. Resp. the “same reason” and “essential reason” are one and the same here.

Ad 2. Wenn ein Seiendes der wesenhafte Grund seines eigenen Seins ist oder die Potenz zu seinem eigenen Sein wesenhaft in sim birgt, so liegt dieser Grund in ihm selber, dem Seienden, gegründet. Dann ist aber dieses Seiende nicht nur der Grund seines Seins, sondern auch der Grund dieser seiner selbsteigenen Seinsgegründetheit und damit seines Daseins.

Ad 2. If a being is the essential ground of its own being or contains the potency to its own being essentially in sim, then this ground lies in itself, the being, founded. But then this being is not only the ground of its being, but also the ground of this being-groundedness of its own and thus of its existence.

Ad 3. Wenn das Seiende das eigene Sein resp. Dasein wesenhaft begründet oder den Grund zu seinem eigenen Sein resp. Dasein mit seinem eigenen Wesen umschließt, so muß es damit zugleich selber der Grund sein, weshalb gerade dieses bestimmte Sein und kein anderes. Dies ist aber nur möglich in einer selbsthaften Macht über jegliches Sein überhaupt oder über das Sein schlechthin; denn sonst käme die “Auswahl” dieses bestimmten Seins nicht in ihm selber zur Begründung. Oder mit anderen Worten: die Seinsart eines solchen Seienden besteht eben gar nicht in einer bestimmten Weise des Seins, sondern im Sein schlechthin.

Ad 3. If the beings own being resp. Being essentially founded or the reason for its own being resp. If Dasein encloses it with its own being, it must at the same time itself be the reason why precisely this particular being and no other. But this is only possible in a self-reliant power over all being in general or over being in general; for otherwise the “selection” of this particular being would not be grounded in itself. Or in other words: the way of being of such a being does not consist in a specific way of being, but in being absolutely.

Was wir jetzt in der Form von “Wesenszusammenhängen” auseinandergelegt haben, ist in einer ontologischen Gesamtkonzeption zu fassen und muß so gefaßt werden. Hier schließt immer das eine Moment das andere in sim und ist eigentlich nur “eine andere Seite” des anderen. Es geht deshalb nicht um Beweise, sondern um Sichtbarmachung. Wer dies alles nur begrifflich verfolgen und verstehen will, wird überhaupt nicht verstehen. In einer ontologischen Gesamtkonzeption ist die Möglichkeit eines Seienden zu begreifen, das in wesenhafter Seinsmächtigkeit über das Sein schlechthin sim selber zum Grunde seines eigenen Daseins hat! Hier liegt das “Selbst” nicht nur tiefer als das eigene Sein [wie bei jedem Daseienden], sondern es liegt tiefer als das Sein überhaupt und damit als das eigene Dasein. Damit bekommt aber zugleich dieses “tiefer” die Wesenheit des “höher;” oder dieses “unter” [unterhalb des Seins] die Wesenheit des “drüber” [über dem Sein]. Denn wenn man in gewisser Weise wohl sagen muß, daß sim auch ein solches Seiendes [wie jedes Dasein] aus dem “Nichtsein” zum “Sein” erhebt, so ist doch dieses “Nichtsein” hier nicht ein Mangel, sondern eine “Macht!” Dieses Seiende, zu dessen Wesen es gehört, sim selbst zum Grunde seines Daseins zu haben [der “Ich bin”], steht vor und unter seinem eigenen Sein nur deshalb und nur insofern, als es dieses Sein mit seinem Selbst umschließt und begründet, als sein Selbst schlechthin “mäch-tiger” und “größer” ist als sein Sein resp. als das Sein überhaupt. Dieses Seiende ist nur insofern außerhalb des Seins, als dieses Sein in ihm selber ist.

What we have now explained in the form of “essential connections” is to be grasped in an ontological overall conception and must be grasped in this way. Here one moment always includes the other in sim and is really just “another side” of the other. So it’s not about proof, it’s about making it visible. Anyone who only wants to follow and understand all this conceptually will not understand it at all. In an ontological overall conception, the possibility of a being is to be understood, which in essential being power over being per se has sim itself as the basis of its own existence! Here the “self” lies not only deeper than one’s own being [as with every existing being], but it lies deeper than being in general and thus than one’s own existence. At the same time, however, this “lower” acquires the essence of the “higher;” or this “below” [beneath being] the essence of “above” [above being]. For if one must say in a certain way that one also raises such a being [like every existence] from “non-being” to “being”, then this “non-being” is not a lack here, but a “power!” This being, of whose essence it belongs to have sim itself as the ground of its existence [the “I am”], stands before and below its own being only because and only insofar as it encloses and grounds this being with its self, as his self is simply “more powerful” and “bigger” than his being resp. than being at all. This being is outside of being only insofar as this being is in itself.

Wollten wir nun wieder fragen, welches “Sein” denn nun diesem “das Sein überhaupt umschließenden Selbst” selber zukommt, so muß man antworten, daß man eben von “Sein” im Grunde des schlechthin seinsbegründenden Seienden noch nicht sprechen kann [so wenig, wie man schon von “Sein” sprechen kann im Grunde eines jeden Daseienden—als eines eo ipso sich selber in seinem Sein vorstehenden]. Dieser Gegensatz zum Sein ist jedoch bei dem Seienden, das selbst der Grund zum eigenen Dasein ist oder das mit seinem eigenen Wesen das Sein umschließt, nur insofern ein Nichtsein, als es ein, wenn wir so sagen dürfen, Übersein ist. Die absolute selbsthafte Macht über das Sein ist eben nicht weniger als dieses, sondern mehr.

If we now want to ask again what “being” belongs to this “self that encloses being in general” itself, then one must answer that one cannot yet speak of “being” at the bottom of the being that absolutely establishes being [just as little as one can already speak of “being” at the bottom of every existing being—as something that eo ipso protrudes itself in its being]. In the case of beings, which are themselves the reason for their own existence or which enclose being with their own being, this contrast to being is, however, a non-being only insofar as it is, if we may say so, a super-being. The absolute self-determined power over being is not less than this, but more.

Trotzdem könnte immer noch der hartnäckige Einwand auftauchen, daß dieses Seiende, das auf dem Grunde seiner selbst die Macht über das Sein besitzt, doch in dieser seiner Seinsmächtigkeit auch schon “sein” muß. Denn “wäre” es nicht, so könnte es auch keinerlei Macht haben. Dann wäre aber für die Klärung des Problems der Existenzialität nichts geleistet; sondern das Problem wäre nur zurückverschoben in ein “Sein” hinein, das prinzipiell nicht mehr ontologisch auflösbar, weil das schlechthin letzte ist.

Nevertheless, the stubborn objection could still arise that this being, which possesses the power over being on the basis of itself, must also already “be” in this power of its being. For if it were not, it could not have any power. But then nothing would have been done to clarify the problem of existentiality; rather the problem would only be shifted back into a “being” that, in principle, can no longer be ontologically resolved, because that is absolutely ultimate.

Wir müssen jetzt jedoch endgültig entgegnen, daß in einem solchen Einwand ein prinzipielles Mißverstehen der ganzen Sachlage liegt. Man bricht die konkrete ontologische Einheit, um die es sich handelt und in der sich eben gerade “Dasein”—in diesem Fall das “ewige oder absolute Dasein”—konstituiert, auseinander und ist dann gezwungen, jedes Glied für sich in ein “Sein” zu setzen. Das hebt aber den Sinn der ontischen Situation, in der und durch die Dasein allererst zur Konstitution gelangt, völlig auf. Das “Selbst,” das seinsbegründend auftritt, existiert nicht vor oder außer dieser seiner ontischen Selbstbegründung und ist von derselben gar nicht abtrennbar. Es ist eigentlichst zu vollziehen, daß dieses Seiende in seinem Grunde eben kein anderes “Sein” hat als das der absoluten Macht über das Sein, in und kraft welcher es eben den unausschöpfbaren Grund zu seinem eigenen Dasein in sich selber birgt und besitzt. Seiend ist es in seinem Grunde nichts anderes als der Grund zu seinem eigenen Dasein, und seiend ist es in seinem Grunde nicht anders oder auf andere Weise als in und mit der absoluten Macht über das Sein. Wenn man so will, kann man allerdings dieses “in absoluter Seinsmacht der Wesensgrund des eigenen Daseins sein” als eine Art und Weise des “Seins” ansprechen, die als “letzte” nicht mehr ontologisch zurückführbar und auflösbar ist. Aber auch keinen samlichen Anlaß mehr zur Notwendigkeit einer solchen Zurückführung bietet. Und hierin liegt das Wesentliche! Dasein dagegen ist ein Modus des Seins, der ontologisch aufgelöst und zurückgeführt werden muß, weil es eben ein “begründetes” Sein ist. Seinsmacht aber ist eben noch nicht Existenzialität, sondern der “Grund” derselben. Das Wesentliche ist, daß in und mit dieser ontologischen Zurückführung des Daseins auf ein dasselbe in einer entsprechenden “Potenz” begründendes “Selbst” das Wesen dieses Daseins resp. das Wesen von Dasein eine wirkliche Aufklärung erfährt. Dasein ist ein im “Selbst” begründetes Sein. Daseiend ist, was selber “ist.” Zugleich ist damit geleistet, was unbedingt geleistet werden muß: nämlich eine rein existenzielle Aufhellung von Realität. Jeder Versuch, Realität oder Dasein mit Hilfe anderweitiger sachhaltiger Kategorien zu “interpretieren,” muß notwendig zu einer folgenschweren Verfälschung oder mindestens Verengung des Daseinsbegriffes führen.

However, we must now definitively reply that such an objection involves a fundamental misunderstanding of the whole situation. One breaks apart the concrete ontological unity in question and in which “Dasein”—in this case “eternal or absolute Dasein”—is constituted, and then one is forced to separate each member into a “Being” to put. But that completely negates the meaning of the ontic situation in which and through which Dasein first attains its constitution. The “self,” which appears as grounding of being, does not exist before or outside of its ontic self-grounding and is inseparable from it. It is actually to be accomplished that this being has no other “being” in its ground than that of absolute power over being, in and by virtue of which it contains and possesses the inexhaustible reason for its own existence. Being, it is fundamentally nothing other than the reason for its own existence, and being, it is fundamentally no different or in any other way than in and with the absolute power over being. If you like, you can, however, address this “being the essential reason of your own existence in absolute power of being” as a way of “being” which, being “ultimate”, can no longer be traced back ontologically and resolved. But also no longer offers any reason for the necessity of such a return. And this is the essence! Dasein, on the other hand, is a mode of being that has to be resolved and traced back ontologically, because it is a “grounded” being. But the power of being is not yet existentiality, but rather the “reason” of it. The essential thing is that in and with this ontological reduction of existence to a “self” grounding it in a corresponding “potency” the essence of this existence resp. the essence of existence experiences a real enlightenment. Dasein is a being grounded in the “self”. Existing is what “is” itself. At the same time, what absolutely has to be done is achieved: namely, a purely existential clarification of reality. Any attempt to “interpret” reality or existence with the help of other relevant categories must necessarily lead to a serious falsification or at least a narrowing of the concept of existence.

Es wurde jedoch jetzt gezeigt, daß diese ontische Selbstbegründung, als welche sich “Dasein” ausweist, eine zweifache Form haben kann: nämlich eine solche, bei der das Daseiende zugleich der Wesensgrund zu dieser seiner existenziellen Selbstbegründung ist, und eine solche, bei der es dies nicht ist. Wir kehren zu dieser letzteren zurück, die wir nun unter Abhebung von der Form des absoluten Daseins noch besser charakterisieren können.

It has now been shown, however, that this ontic self-justification, as which “Dasein” shows itself to be, can have a twofold form: namely one in which the existent is at the same time the essential ground for this its existential self-foundation, and one in which it this is not. We return to this latter, which we can now characterize still better by detaching it from the form of absolute existence.

Wir können es jetzt aufs deutlichste sehen und müssen es ausdrücklich fassen und vollziehen, daß ein Daseiendes, das als das “selber Seiende” den Grund zu diesem “selber sein” nicht in sich selbst hat, auf dem Grunde seiner selbst “zwischen Nichtsein und Sein schweben” muß. Das Selbst liegt hier nicht “tiefer” als die Potenz zum eigenen Sein, als das Dasein; es ist nicht “größer” und “mächtiger” als dieses Dasein, als diese Macht zum eigenen Sein. Hier umschließt das Seiende nicht mit seinem eigenen Wesen sein eigenes Dasein, sondern dasselbe hängt ihm nur faktisch an. Und so ist also dieses seiende Selbst auf dem Grunde seiner selbst nichts weiter als die “bloße” Potenz zum eigenen Sein. Das heißt aber, daß es auf dem Grunde seiner selbst aus dem “Nichtsein” kommt und nur “ist” als ein sich kraft der selbsthaften ontischen Potenz aus dem Nichtsein Erhebendes. Die Wurzel des endlich Daseienden liegt—in Rücksicht auf es selbst—im Nichtsein. Das Selbst ist wohl Grund und Träger des tatsächlichen eigenen Seins; es ist aber nicht Grund dieses selbsthaften Grundes; und deshalb steht es mit demselben im—“Nichts.” Kein Daseiendes, das sich nicht selber ins Sein einzuführen [sich selbst zu “Schaffen”] vermag, hat den Grund zu seinem eigenen Dasein in sich selbst. Da es aber als “daseiendes” ein in sich selber existenziell gegründetes ist, so ist und bleibt es immerdar—solange und soweit es überhaupt Existenz hat—ein sich aus dem Nichtsein heraus zum eigenen Sein erhebendes.

We can now see it most clearly and must expressly grasp and realize that an existent which, as “being itself”, does not have the reason for this “being itself” in itself, on the ground of itself “between non-being and being must float”. Here the self does not lie “deeper” than the potential for one’s own being, than existence; it is not “bigger” and “mightier” than this existence, than this power for one’s own being. Here, the being does not enclose its own existence with its own essence, but the same is only factually attached to it. And so, on the basis of itself, this existing self is nothing more than the “mere” potency of its own being. That means, however, that on the ground of itself it comes from “non-being” and only “is” as something that rises out of non-being by virtue of the self-sustaining ontic potency. The root of what is finite lies—in regard to itself—in nonbeing. The self is probably the basis and bearer of one’s actual being; but it is not the ground of this selfish ground; and therefore it stands with the same in—“nothing.” No existent that is not able to introduce itself into being [to “create” itself] has the reason for its own existence in itself. But since it as “existent” is something existentially grounded in itself, it is and remains so it always—as long as and insofar as it has existence at all—one that rises out of non-being to its own being.

Hiermit ist nun dieses Wichtigste gegeben: endliches Dasein konstituiert sich nur in einer existenziellen Dynamik. Es gibt keine existenziale Statik [keine Statik des Daseins!] und kann es nicht geben. Endlich Seiendes kann nicht “im Sein” sozusagen “einfach darinstehen.” Dazu müßte es mit seinem Selbst “im Sein” gründen oder Grund haben. Es müßte sich in sich selbst “im Sein” niederlassen können. Das ist aber gerade unmöglich. Denn es steht mit dem Grunde seines Selbst im “Nichts;” und kann daher—seiend–immer nur ein sich aus dem Nichts heraus setzendes sein. Das ist aber eine “Bewegung.” Wir nennen sie die ontische Urbewegung. Oder die substanzielle Bewegung. Sie ist natürlich nicht zu vergleichen mit einer Naturbewegung. Naturbewegung setzt Existenzialität voraus; die ontische Urbewegung bringt Existenzialität erst zustande. Die

letztere ist deshalb auch nicht “meßbar,” weil sie nicht “in” der Zeit und “im” Raum verläuft, obwohl sie—wie wir noch sehen werden—die Zeit unmittelbar und den Raum in einer weiteren möglichen Spezifizierung aus sich hervorgehen läßt. Weil sie also in sich selbst nicht dimensionshaft ausgedehnt ist wie jede natürliche Bewegung [auch die nicht räumliche psychische!], so könnte man sie wohl eine “statische” Bewegung nennen. Wobei aber der ausdrückliche Bewegungscharakter festgehalten werden muß, weil es ein unaufhebbares “von weg”—“hin zu” ist. Ein vom “Nichtsein” weg zum “Sein“ hin! Und damit ein “von weg—hin zu,” das wesenhaft nicht “zu Ende” kommen kann, weil sich in ihm endliches Dasein konstituiert und sonst überhaupt nicht wäre. Wo diese “Bewegung” aufhört, hört das Dasein auf. Dasein ist existenzielle Selbstbewegung.

This is the most important thing: finite existence is only constituted in an existential dynamic. There is no existential static [no static of existence!] and cannot exist. Finite beings cannot “simply stand in being” so to speak. For this it would have to be grounded with its self “in being” or have ground. It would have to be able to settle down in itself “in being”. But that’s just impossible. Because it stands with the ground of its self in the “nothing;” and therefore—being—can only ever be something that posits itself out of nothing. But that is a “movement.” We call it the ontic primordial movement. Or the substantial movement. Of course, it cannot be compared to a natural movement. Movement in nature presupposes existentiality; the ontic primal movement brings about existentiality. the

the latter is therefore also not “measurable” because it does not proceed “in” time and “in” space, although—as we shall see later—it lets time emerge directly and space in a further possible specification. Because it is not in itself dimensionally extended like any natural movement [even the non-spatial psychic one!], one could probably call it a “static” movement. However, the explicit character of movement must be retained, because it is an irrevocable “from away”—“toward”. One from “non-being” away to “being”! And with it a “from away—toward” that essentially cannot “come to an end” because finite existence is constituted in it and would otherwise not exist at all. Where this “movement” stops, existence stops. Dasein is existential self-movement.

Noch deutlicher wird der Charakter dieser ontischen Urbewegung, wenn wir in Rücksicht auf sie noch einmal einen Blick auf den Seinsstand des absoluten Seins werfen. Desjenigen Seins also, das mit seinem sein eigenes Sein begründenden Selbst im Grunde seiner selbst ruht. Hier ist Dasein nicht ein “weg vom Nichtsein” und “hin zum Sein,” sondern es ist ein “heraus aus” dem absolut seinsmächtigen, existenziell unausschöpfbaren Grunde des Selbst zu dem sich hierin begründenden resp. eo ipso begründeten Dasein. Oder ist dies nicht auch schon in allzu rationaler Analogisierung zum endlichen Dasein ausgedrückt? Muß oder kann hier überhaupt noch von einer Bewegung “aus heraus” [aus dem Grunde des Selbst heraus!] die Rede sein? Aus diesem Grunde, der ja nicht ein nichtiger Grund, sondern ein solcher absoluter Seinsmacht ist? Das “von weg” hat jedenfalls hier keine Stelle; es hat einen ontischen Sinn nur dort, wo das Seiende seiend auf eine selbsthafte Erhebung aus dem Nicht-sein angewiesen ist. Das absolute Dasein dagegen steht auf dem selbsthaften Grunde unausschöpflicher, weil wesenhafter Seinsmacht und kann hierin mit Selbstverständlichkeit ruhen.

The character of this ontic primal movement becomes even clearer if we take another look at the state of being of absolute being in relation to it. That being, that is, which rests with its self, which founds its own being, in the ground of itself. Here existence is not a “away from non-being” and “toward being,” but it is “out of” the absolutely powerful, existentially inexhaustible ground of the self to the grounded or eo ipso justified existence. Or isn’t this already expressed in an overly rational analogy to finite existence? Must or can we still speak of a movement “from out” [out of the depths of the self!]? For this reason, which is not a vain reason, but such an absolute power of being? In any case, “from away” has no place here; it only has an ontic meaning where beings are dependent on a self-reliant elevation from non-being. Absolute existence, on the other hand, stands on the self-sustaining ground of inexhaustible, because essential, being power and can rest therein as a matter of course.

Wir können jedoch beim Dasein niemals—dies ist für die ganze Beleuchtung des Wesens von Dasein außerordentlich wichtig—von einer schlechthin unbewegten, einer “statischen” Seinsruhe sprechen. Beim absoluten Dasein am allerwenigsten! Dasein ist Selbstbegründung im Sein. Dasein ist “selber sein,” d. h. dasein ist “wesen.” Was wirklich ist, was existiert, das “ist” nicht nur einfachhin, sondern es »West<< sein eigenes Sein. Wir können auch sagen: es steht im Akt des Seins. Sein ist an ihm ein aktuelles Moment, das kraft selbsthafter Potenz zustande kommt resp. das der Ausdruck oder die Manifestation dieser selbsthaften Potenz [Macht zum Sein] ist. Auch bei dem absolut oder ewig Seienden, das in dem selbsthaften Grunde schlechthinniger Seinsmacht ruht, ist das “Dasein” die aktuelle Manifestation der absoluten Seinspotenz, “lebt” die letztere sich gleichsam im “Dasein” als solchem “aus.” Dasein bleibt immer das aktuell in der selbsthaften Seinsmacht gegründete und kann von der Aktualität des Gegründetwerdens nicht losgelöst werden.

In the case of Dasein, however, we can never speak of an absolutely unmoved, “static” rest of being—this is extremely important for the whole explanation of the essence of Dasein. Least of all in absolute existence! Dasein is self-justification in being. Dasein is “to be oneself,” i.e., Dasein is “essence.” What really is, what exists, that “is” not only simply, but it is “West<< its own being. We can also say: it stands in the act of being. Being is an actual moment in it that comes about by virtue of self-sustaining potency comes or that is the expression or the manifestation of this self-sustaining potency [power to be.] Even in the case of absolute or eternal beings, which rest in the self-sustaining ground of absolute being-power, “existence” is the current manifestation of the absolute potency of being, “lives ” the latter, as it were, “exists” in “existence” as such. Dasein always remains that which is currently founded in the self-sustaining power of being and cannot be detached from the actuality of being founded.

Gerade aber von dieser ewigen Aktualität selbstverständlicher, weil im Wesensgrund des Selbst gegründeten Seinsruhe [dieser ruhenden Seinsbewegtheit!] hebt sich die, wenn man so sagen darf, “unruhvolle” Seinsbewegung des endlichen Daseins um so krasser ab. Das endlich Daseiende ruht nicht im Grunde seiner selbst, sondern der Grund seiner selbst ist als nichtseiender selbst nichtig; und so muß es sich erst in der Aktualität der Heraussetzung aus dem nichtigen Grund seiner selbst selber finden oder selbst zu sich selber kommen. Das endlich Daseiende begründet mit seinem eigenen Sein auch erst sein eigenes “Selbst!” Außer oder vor diesem daseinsmäßig [in der existenziellen Selbstbegründung] zu sich selbst gekommenen “Selbst” ist dieses nur der nichtige Grund purer Seinspotenz. Das ganze selbsthafte Wesen des endlich Daseienden ist also ein sich aus nichtigem Grunde selbst heraussetzendes und darin zu sich selber kommendes. Wenn die “Seinsbewegung” des absoluten Daseins aus der Fülle der Seinsmacht zur Fülle des Daseins geht, so geht die “Seinsbewegung” des endlichen Daseins aus der “Leere” der puren Potenz zum Sein, zur Fülle des Daseins, aus dem “Nichts” zum “Etwas.” Es ist eine Bewegung, die ständig dem Nichtsein entflieht, um sich kraft der Seinspotenz selber im Etwas zu ergreifen.

But precisely from this eternal actuality, which is more self-evident because it is founded in the essential ground of the self [this resting movement of being!], the “restless” movement of being of finite existence stands out all the more blatantly, if one may say so. The finite Existing does not rest in the ground of itself, but the ground of itself as non-existent is itself null and void; and so it must first find itself or come to itself in the actuality of being exposed to the void ground of itself. With its own being, what finally exists also establishes its own “self!” Outside of or before this “self” that has come to itself [in the existential self-justification], this is only the void reason for pure potency of being. The whole selfish essence of what is finite is therefore something that puts itself out for a vain reason and there comes to itself. If the “movement of being” of absolute existence goes from the fullness of the power of being to the fullness of existence, then the “movement of being” of finite existence goes from the “emptiness” of pure potency to being, to the fullness of existence, from “nothing” to “something.” It is a movement that constantly flees from non-being in order to grasp itself in something by virtue of the potency of being.

Wir haben seinerzeit in einem größeren Artikel über die “Zeit” explizite zu zeigen versucht, wie die konstitutive Endlichkeit resp. Zeitlichkeit des endlichen Daseins zustande kommt oder worauf sie beruht. Oder vielmehr zeigten wir, daß sich eben die Zeitlichkeit endlichen Daseins rein ontologisch begründen läßt, ja, daß sie so begründet werden muß. Die grundlegende Seinsart des so Seienden selber ist es, die unmittelbar als solche die Zeitdimension—als den notwendigen Existenzraum gleichsam des endlich Seienden—aus sich hervorgehen läßt. Wir können das dort Ausgeführte, das wir in seinen weitgreifenden ontologischen Analysen voll aufrechterhalten, hier nicht wiederholen. Wir müssen darauf zurückweisen. Wohl aber ist es wichtig, zu zeigen, in welchem sachlichen Verhältnis das damals Dargestellte zu dem Jetzigen steht, weil daraus ein weiteres Licht auf die von uns sichtbar gemachte ontische Grundsituation fällt.

At the time, in a larger article on “time”, we attempted to show explicitly how the constitutive finiteness or temporality of finite existence comes about or what it is based on. Or rather, we showed that the temporality of finite existence can be justified purely ontologically, indeed that it must be justified in this way. It is the fundamental mode of being of what is in this way itself that allows the time dimension to emerge directly as such—as the necessary space of existence, so to speak, of what is finite. We cannot repeat here what was said there, which we fully uphold in his far-reaching ontological analyses. We have to reject that. However, it is important to show the factual relationship between what was presented then and what is now, because this sheds further light on the basic ontic situation that we have made visible.

Wir gingen damals davon aus, daß das endlich Seiende keinen “Seinsbesitz” haben kann, weil es ein “immer nur gerade” dem Nichtsein Entrissenes oder Enthobenes darstellt. Es kann wesenhaft nicht zu einem eigentlichen “Haben” und “Bewahren” des Seins gelangen, weil das Haben des Seins zugleich und selber immer ein Nichthaben des Seins ist. So steht das endlich Daseiende oder hierin eben typisch “Dauernde” existentiell unaufhebbar in der, wie wir es nannten, “pointierten Schärfe der Aktualität;” d. h. um und um und durch und durch bedroht vom Nichtsein ist es immer nur gerade eben. Die Tatsache, daß es in und mit seinem Sein ebensogut auch nicht sein könnte und eben nur faktisch ist, macht sein Sein zu einem

“immer nur aktuellen” und darin zugleich immer an sich selbst “vergangenen” und “zukünftigen.” Seiend ist es immer “schon nicht mehr” und “noch nicht.” Wir nannten diese Existenzweise des typisch Dauernden “punktuelle Berührungsexistenz,” weil das Dauernde wesenhaft nur in aktueller Berührungsgemeinschaft mit dem Sein steht, weil es dieses Sein prinzipiell nie in sich selber besitzen kann. Wir können hier, wie gesagt, nicht noch einmal ausführen, wieso eine solche Bestimmungsweise die Zeit nicht etwa schon voraussetzt, sondern im Gegenteil in einsichtiger Weise existenziell begründet.

At that time we assumed that finite beings cannot have “possession of being” because they represent something that is “always just” wrested from or relieved of non-being. Essentially, it cannot attain an actual “having” and “preserving” of being, because having being is at the same time and itself always a non-having of being. Thus what is finite or what is typically “permanent” stands existentially irrevocably in what we called the “pointed sharpness of actuality;” i.e. H. threatened by non-existence all around and through and through, it is only just about. The fact that it could just as well not be in and with its being and is only factual makes its being one

“always only current” and at the same time always “past” and “future” in itself. Being is always “not anymore” and “not yet.” We called this type of existence of the typically enduring “punctual contact existence” because the enduring essentially only stands in actual contact with being, because in principle it can never possess this being in itself. As I said, we cannot explain here again why such a method of determination does not already presuppose time, but on the contrary is existentially justified in an understandable way.

Wir sehen aber sofort, wie eng das alles mit den Linien zusammenhängt, die wir jetzt gezogen haben. Deshalb eben steht das endlich Seiende in der “pointierten Schärfe der Aktualität” [auf dem scharfen Grad zwischen Nichtsein und Sein!], deshalb hat es nur eine “punktuelle Berührungsexistenz,” weil es nichts als die bloße Potenz zur existenziellen Selbstbegründung in sich birgt, die sein Dasein ausmacht, weil diese Selbstbegründung keinen Grund in ihm selber hat. So ist es ein “immer nur” über den Abgrund des Nichtseins Hinweggesetztes.

But we see immediately how closely all this is related to the lines that we have now drawn. That is why finite beings stand in the “pointed sharpness of actuality” [on the sharp line between non-being and being!], therefore it only has a “point-by-point contact existence” because it contains nothing but the mere potency for existential self-justification, which constitutes his existence, because this self-justification has no basis in himself. So it is something that is “always only” set across the abyss of non-being.

Es ist hier nun etwas außerordentlich auffallend, ja muß auffallend sein, weil es in der ontischen Gesamtsituation, die wir charakterisieren wollen [nämlich der des endlichen Daseins], begründet liegt. Daß sich nämlich in der gegebenen Kennzeichnung des endlichen Daseins zwei entgegengesetzte Extreme unmittelbar zu berühren scheinen. Sah es doch zuerst so aus, als wollten wir dem “Dasein” ein Maß von autonomem Sein, von existenzieller Selbstherrlichkeit zuschreiben, die etwa gegenüber einer theistischen Auffassung Bedenken erregen könnte. Was kann das Daseiende in größere eigene Seinsrechte und Machtvollkommenheiten einsetzen als die Bestimmung, es sei ein seinem Wesen nach sich selber in seinem eigenen Sein begründendes und tragendes? Schien uns doch hier sogar der Ausdruck “Causa sui” in einem prägnanten Sinne zu Recht zu bestehen! Andererseits versetzen wir aber nun das Daseiende in eine vollkommene Seinsohnmacht; umgeben von einem ständig drohenden Nichtsein scheint es demselben “immer nur gerade“ entrissen. Ebenso übertrieben wie jene Seinsautonomie könnte diese Seinshinfälligkeit anmuten. Und erst recht wunderlich die Zumutung, beides in ein und demselben Seienden vereinigen zu wollen.

Something is extraordinarily striking here, yes, it must be striking, because it is rooted in the overall ontic situation that we want to characterize [namely that of finite existence]. Namely, that in the given characterization of finite existence two opposite extremes seem to touch directly. At first it looked as if we wanted to ascribe to “Dasein” a degree of autonomous being, of existential autonomy, which could raise concerns about a theistic view. What can existing beings use in their own greater rights of being and perfection of power than the determination that it is something that, according to its essence, is self-founding and supporting itself in its own being? It seemed to us that the expression “Causa sui” was right here in a succinct sense! On the other hand, however, we are now putting the existent into a complete impotence of being; surrounded by a constantly threatening non-existence, it seems to be “always just” snatched from it. This frailty of being could seem just as exaggerated as that autonomy of being. And the impertinence of wanting to unite both in one and the same being is really strange.

Es ist ja klar, daß dies in der Tat unsere bestimmte Meinung ist: daß die Sachlage beides in sich schließt; daß beides zusammen erst die eine konkrete ontische Einheit ausmacht, die endliches Dasein darstellt. Es handelt sich auch gar nicht um einen Gegensatz, der etwa nur dialektisch vereinigt werden könnte. Nein, jene Seinsautonomie und diese Seinshinfälligkeit haben ihre ontische Stelle an ganz verschiedenen Punkten oder in ganz verschiedenen Ebenen der Daseinstotalität.

It is clear that this is in fact our definite opinion: that the state of affairs involves both; that both together make up the one concrete ontic unity that represents finite existence. Nor is it a question of a contradiction that could only be united dialectically. No, that autonomy of being and this frailty of being have their ontic place at entirely different points or at entirely different levels of the totality of existence.

Indem wir dies jetzt noch einmal besonders herausstellen, wird zugleich klarwerden, daß wir mit unseren jetzigen Analysen gegenüber denjenigen des Artikels über die “Zeit” einen ganz neuen Aufriß gegeben haben, der nun seinerseits in der Tat geeignet ist, die konkrete reale Welt in allen ihren Gestaltungen ontologisch grundzulegen. Aus jenen früher gegebenen Analysen geht nämlich noch in keiner Weise hervor, wie nun das Sein des endlich Seienden in und mit seiner Berührungsexistenz eigentlich aussieht resp. wie es nun auf Grund dieser Berührungsexistenz faktisch zu sich selber kommt. Oder vielmehr war das dort noch gar kein Problem, da “sein” und “Sein haben” als etwas Selbstverständliches einfach hingenommen wurde. Das Problem war damals nur, in welcher Form das endlich Seiende zum Sein resp. Dasein überhaupt gelangt oder wie es an ihm teilhat; nicht aber, was nun dieses “da sein oder existieren” in sich selber ist. Wenn nämlich das Dasein des Endlichen in der pointierten Schärfe bloßer Aktualität steht, wenn es also darin von unaufhebbar zeitlicher Existenzialität ist, so “ist” es tatsächlich in und mit dieser punktuellen Berührungsexistenz, so hat es doch eben darin—wenn auch als über das Nichtsein gerade nur immer Hinweggesetztes—Existenz oder wahres Dasein! Und muß deshalb auch die Merkmale dessen, was “Dasein” ausmacht, an sich tragen. Und trägt sie auch an sich!

By emphasizing this once again, it will become clear at the same time that with our current analyzes we have given a completely new outline compared to that of the article on “Time”, which in turn is in fact suitable for examining the concrete real world in all to give their formations an ontological basis. From the analyzes given earlier, it is by no means clear what the being of finite beings actually looks like in and with its existence in contact, resp. how it actually comes to itself on the basis of this physical existence. Or rather, that wasn’t a problem there at all, since “being” and “having being” were simply accepted as something that was taken for granted. At that time, the only problem was in which form the finite beings could be or existence at all or how it participates in it; but not what this “being there or existing” is in itself. If the existence of the finite stands in the pointed sharpness of mere actuality, if it is therefore of irrevocable temporal existentiality, then it actually “is” in and with this punctiform contact existence, then it has precisely therein—albeit as over non-being precisely what is always put aside—existence or true existence! And must therefore also bear the characteristics of what constitutes “existence”. And wear them too!

In unseren jetzigen Ausführungen haben wir sozusagen eine umgekehrte Darstellung gegeben, die übrigens dem unmittelbaren Aspekt endlichen Daseins mehr entspricht. Was gibt sich dem Sein nach “sicherer” und “gegründeter” als die daseiende Welt? Man meint es ihr in der Tat ablesen zu können, daß sie sich existenziell selber trägt und auf eigenem Grunde steht. Und dieser autonome Seinscharakter ist auch unaufhebbar an ihr, wenn anders man nicht die daseiende Welt überhaupt aus den Angeln heben will—wie es etwa skeptisch-erkenntnistheoretische Erwägungen tun. Erst wenn man an die Wurzeln dieses in sich selbst fundierten Seins hingräbt und sie bloßlegt, erst wenn das Phänomen der Zeitlichkeit und Endlichkeit aufbricht, bekommt man zu sehen, auf welchem unsicheren, ja nicht unsicheren, sondern nichtigen Boden dieses sich selbst fundierende Dasein letztlich ruht. Aber, um es noch einmal zu sagen: diese Nichtigkeit des Bodens hebt jene Selbstfundiertheit nicht auf, sondern stellt sie nur als ganze “ins Leere.” Das Daseiende steht in der Potenz zum eigenen Sein; aber diese Potenz selber steht im Leeren.

In our present explanations we have given a reversed presentation, so to speak, which incidentally corresponds more to the direct aspect of finite existence. According to its being, what presents itself as “more secure” and “more founded” than the existing world? One actually thinks one can read from her that she is existentially self-supporting and stands on her own ground. And this autonomous character of being is also irrevocable in it, if otherwise one does not want to unhinge the existing world in general—as skeptical epistemological considerations do, for example. Only when one digs into the roots of this self-founded being and lays them bare, only when the phenomenon of temporality and finiteness breaks out, does one get to see on what uncertain, not insecure, but vain ground this self-founding existence ultimately rests . But, to say it again: this nothingness of the ground does not abolish that self-foundation, but only places it as a whole “in the void.” The existent stands in the potency of its own being; but this potency itself stands in emptiness.

Wir wollen hier die Linien nicht rückwärtig weiterziehen ins Metaphysische hinein. Wir wollen nicht fragen, ob nicht diese ungegründete existenzielle Selbstbegründung eines begründenden Grundes doch schließlich bedarf, der nun selbstverständlich nicht mehr “im Selbst” liegen kann, sondern nur außer ihm. Sondern wir wollen im Gegenteil noch ein Stück vorwärtsgehen in die existenzielle Selbstbegründung hinein, als welche sich Dasein ausgewiesen hat. Wir wollen einiges davon sehen, wie sie sich nun konkret in der daseienden Welt ausgestaltet zeigt.

We don’t want to draw the lines backwards here into the metaphysical. We do not want to ask whether this unfounded, existential self-justification does not ultimately require a justifying reason, which of course can no longer lie “in the self”, but only outside of it. On the contrary, we want to go a little further into the existential self-foundation that Dasein has identified as. We want to see some of it, as it now shows itself concretely in the existing world.

Es ist ja eines vollkommen klar: wenn wir oben davon sprachen—und dies wird es sein, was uns jetzt vornehmlich noch beschäftigt—, daß das endlich Daseiende nur “Dasein” hat, sofern es sich kraft der ontischen Urbewegung aus nichtigem Grunde zu sich selber heraussetzt, und wenn wir andererseits in Anknüpfung an den Zeitartikel darauf hinweisen, daß das endlich Seiende ein immer nur über den Abgrund des Nichtseins “hinweggerissenes” ist—es dürfte jetzt vollkommen klar sein, daß beides keineswegs identisch ist, wenn es auch sachlich engstens zusammenhängt. Das letztere betrifft die Dimension der Begründung des Daseins selbst und als Ganzen; das erstere dagegen betrifft die Dimension des Daseienden in sich selbst als dem nun faktisch Daseienden. Das letztere charakterisiert, wie das Daseiende überhaupt Dasein hat; das erstere, wie sein Dasein an ihm und in ihm selber faktisch aussieht.

One thing is perfectly clear: when we spoke above—and this will be what primarily concerns us now—that finite existence only has “existence” insofar as it moves towards itself by virtue of the ontic primal movement for an empty reason and if, on the other hand, we point out, in connection with the article on time, that finite beings are always only “snatched away” over the abyss of non-being—it should now be perfectly clear that the two are by no means identical, even if they are also closely related . The latter concerns the dimension of the establishment of existence itself and as a whole; the former, on the other hand, concerns the dimension of the existent in itself as that which now actually exists. The latter characterizes how that which exists has existence in general; the first, how his existence actually looks on him and in himself.

Wir sahen, daß die Zeitdimension sich schon dort konstituiert, wo es sich um die Teilnahme des endlich Daseienden als Ganzem am Sein handelt. Als ein “immer nur” [d. h. wesenhaft] in punktueller Berührungsexistenz stehendes, ist es eo ipso in sich selbst “zeitlich.” Wie dagegen steht es mit dem Raum? Es ist von erkenntniskritischem Boden aus Tradition geworden, Raum und Zeit kategorial zusammenzufassen, obwohl ja doch von vornherein hiergegen die auffallende Tatsache bedenklich machen sollte, daß wohl alles [nicht absolute] Dasein zeitlich ist, aber doch nicht alles räumlich. Räumlichkeit ist keine letzte ontische Fundamentaldimension so wie die Zeitlichkeit. Wo aber begründet sich Räumlichkeit?

We saw that the time dimension is already constituted where it is a matter of the participation of finite beings as a whole in being. As something “always only” [i.e. essentially] in punctiform contact existence, it is eo ipso in itself “temporal.” How does it stand with space? It has become tradition from epistemological ground to categorically summarize space and time, although yes, the striking fact should raise concerns from the outset that all [not absolute] existence is temporal, but not everything is spatial. Spatiality is not an ultimate ontic fundamental dimension like temporality. But where is spatiality based?

Wir nannten die Selbsterhebung des Daseienden aus dem nichtigen Grunde seiner selbst zum eigenen Sein oder zu sich selbst die “ontische Urbewegung.” Jenes Hinweggehobensein des endlich Daseienden als ganzen über das “Nichtsein,” in dem sich die Zeit konstituiert, ist also nicht schon die ontische Urbewegung. Das letztere ist ja auch dadurch von der Urbewegung höchst charakteristisch unterschieden, als es nur ein am Daseienden sozusagen “geschehendes” ist, dem das Daseiende eben sein Dasein verdankt und dem es einfachhin preisgegeben ist. Die sog. ontische Urbewegung dagegen charakterisiert ja gerade die existenzielle Selbsthaftigkeit des endlich Daseienden. In ihr ist das Existente das selber Seiende oder das “Wesende,” d. h. sein eigenes Sein selber “Leistende.” 

We called the self-elevation of the existent from the insignificant ground of itself to its own being or to itself the “ontic primal movement.” The fact that finite existence as a whole is lifted above “non-being” in which time is constituted is therefore not already the ontic primal movement. The latter is also very characteristically distinguished from the primal movement in that it is only something that “happens” in the existent, to which the existent owes its existence and to which it is simply surrendered. The so-called ontic primal movement, on the other hand, characterizes the existential self-reliance of finite existence. In it the existent is that which is itself or the “essence,” i. H. his own being himself “performer.”

Jetzt nun sind wir endlich an dem Punkt angelangt, an dem das volle Wesen der Substanzialität rein und klar abgegrenzt herauszuspringen vermag. Und an dem wir es wagen können, einige weitere Linien noch zu ziehen. Die Substanz ist das selber Seiende, das in ontischer Sëität Stehende. Kein Dasein ohne Substanzialität. Kein primär Daseiendes, das nicht Substanz wäre. Die endliche Substanz ist das aus nichtigem Grunde heraus selber Seiende. Das Grundwesentliche bei dieser Bestimmung ist nun, daß dieser Begriff der Substanzialität rein am Sein orientiert ist. Sub-stanz: das Unterstehende! Wem aber “untersteht” die Substanz qua Substanz? Nicht irgendwelchen von ihr ablösbaren Attributen, denen sie zugrunde läge als ein am Ding in der Tat niemals auffindbarer “Kern.” Auch nicht zunächst der eigenen essenziellen Gesamtbestimmtheit! Sondern Substanz ist das seinem eigenen Sein “Unterstehende” oder sein eigenes Sein selbsthaft Begründende. Sie ist eben das, was selber “ist.” Nun ist aber allerdings hinzuzufügen, daß dieses “selber sein,” diese Potenz oder Macht zum eigenen Sein, sich nur darin auszudrücken vermag, daß das Substanzielle in seinem “selber sein” eben selber ist, was es ist! Selber seiend begründet und trägt sich die Substanz selber in ihrem Sosein. Oder: indem sie ihr Sosein selber begründet und trägt, ist sie eben selber, steht sie eben im existenziellen Selberkönnen. Existenzielle Substanzialität ist also eo ipso auch essenzielle Substanzialität. Substanzielles [endliches] Sein ist nur, sofern es aus nichtigem Selberkeitsgrunde selber zum eigenen [sich darin als “daseiend” konstituierenden] Wesen gelangt. Dabei ist immer wieder zu betonen, daß dies natürlich nicht als ein Entstehungsprozeß, als eine Genesis gedacht werden darf, die nach “Vollzug” zu “Ende” kommt. Nein—das endlich Daseiende ist ja nur als sich existenziell selber begründendes. Ohne die Aktualität dieser substanziellen Urbewegung überhaupt kein Dasein.

Now, finally, we have arrived at the point where the full essence of substantiality can spring forth pure and distinct. And where we can dare to draw a few more lines. Substance is that which is itself, that which stands in ontic seity. No existence without substantiality. No primary existence that would not be substance. The finite substance is that which is itself out of a vain reason. What is fundamental in this determination is that this concept of substantiality is purely oriented towards being. Sub-stanz: what is below! But who “is subordinate” to substance qua substance? Not any attributes that can be detached from it, on which it is based as a “core” that can never be found in the thing. Not even initially of one’s own essential overall determination! Rather, substance is that which is “subordinate” to its own being or that which self-substantiates its own being. It is precisely what “is” itself. But now it must be added that this “being oneself,” this potency or power for one’s own being, can only be expressed in the fact that the substantial in its “being oneself” is itself what it is! Being self-founded and the substance carries itself in its being. Or: in that it establishes and supports its being as it is, it is itself, it stands in the existential self-sufficiency. Existential substantiality is eo ipso also essential substantiality. Substantial [finite] being is only insofar as it attains its own essence [constituting itself therein as “existing”] for an insignificant reason of its own. It must be emphasized again and again that this of course should not be thought of as a process of formation, as a genesis that comes to an “end” after “completion”. No—what finally exists is only existentially self-founding. Without the topicality of this substantial primal movement there would be no existence at all.

Wir kommen nun zu einer Problematik, auf die diese ganzen Analysen wie auf einen Brennpunkt hinauslaufen oder vielmehr aus der sie wie aus einem Brennpunkt alle hervorgehen. Von welchem Punkt aus “entfaltet” sich nun dieses selber oder substanziell Seiende zu den typischen essenziellen Grundgestaltungen des Kosmos? Wie oder vielmehr von wo aus kommt es dazu, daß Dasein einmal als reiner “Stoff” [als Wasser, Kohle, Gold oder Diamant], das andere Mal als eine der unerschöpflichen Formen vegetativer Gestaltung, dann wieder als animalisches Wesen niederer oder höherer Ordnung und schließlich als Mensch auftritt? Aber kann man überhaupt so fragen? Hat es Sinn, so zu fragen? Müssen wir es nicht als Gegebenheitsfaktum hinnehmen, daß es so ist? Ist es nicht eben einfach das Dasein in seiner essenziellen Selberkeit bald zu dieser, bald zu jener Form differenziert? Soll allerdings die gestellte Frage eine genetische sein, so ist sie zwar nicht sinnwidrig, aber sie führt in metaphysische Bahnen hinein, die wir hier nicht beschreiten können. Wir stehen hier in rein wesensontologischen Untersuchungen. Die Frage war keineswegs genetisch gemeint. Wir fragen nach der ontischen “Stelle” im Daseienden oder im Dasein, an der diese Differenzierung sozusagen verankert ist, an der sie sich überhaupt verankern läßt. Wir fragen danach, in welcher Form diese Verankerung oder diese “Teilnahme” der Substanz an ihrem jeweiligen essenziellen Grundwesen statthat.

We now come to a set of problems to which all these analyzes converge, or rather from which they all emerge as if from one focal point. From what point does this self or substantial being “unfold” into the typical essential basic formations of the cosmos? How, or rather from where, does existence come about, sometimes as pure “substance” [as water, coal, gold or diamond], sometimes as one of the inexhaustible forms of vegetative formation, sometimes as an animal being of a lower or higher order and eventually emerges as a human? But is it even possible to ask that? Does it make sense to ask like this? Shouldn’t we accept the fact that this is the case? Isn’t it simply existence in its essential independence, now differentiated into this form, now into that? However, if the question asked is a genetic one, then it is not contrary to the meaning, but it leads into metaphysical paths that we cannot tread here. Here we are engaged in purely ontological investigations. The question was by no means meant genetically. We are asking about the ontic “place” in what is or is in existence where this differentiation is anchored, so to speak, where it can be anchored at all. We ask in what form this anchoring or this “participation” of the substance in its respective essential ground takes place.

Gerade vom Boden ontologischen Begreifens der Welt aus, auf dem wir uns hier ja befinden, gibt es nun einen bestimmten Aspekt dieser Sachlage, den wir den platonisch-aristotelischen nennen wollen—hiermit nur einen generellen Anschauungstypus meinend, nicht die genauere Lehre dieser beiden Philosophen selbst. Danach kommt das essenzielle Wesen der Substanz durch eine Art “Einformung” derselben in die betreffende “Wesenheit” zustande resp. umgekehrt durch eine Art “Einbildung” dieser Wesenheit in die Substanz. Ein riesenhafter Komplex alter, ältester und auch wiederum neuester Problematiken und Theorien wird hiermit berührt. Die alten und auch wiederum neuesten Streitfragen [ideae ante res, in rebus und post res] tauchen auf. Bleiben wir auf strikt ontologischem Boden, so kann es nur die substanzielle Einheit, das Daseiende selber sein, das sich kraft der existenziellen Eigenpotenz in die betreffende Wesenheit “einformt.” Es ist nicht sowohl die “einbildende Kraft,” der Ideen als auch die formende Kraft der Substanzen, in der und durch die sich die Konstitution der substanziellen Grundarten vollzieht. Das führt von Plato weg zu Aristoteles und in die Scholastik hinein. Wir können hier von der ontologischen Interpretation der Ideenlehre sprechen. Aber es ist nicht der Ort, sich mit ihr und ihren vielen Formen und Schattierungen auseinanderzusetzen. Wir zielen auf etwas anderes ab.

Precisely on the basis of the ontological understanding of the world, on which we are standing here, there is now a certain aspect of this state of affairs which we want to call the Platonic-Aristotelian—here meaning only a general type of perception, not the more precise teaching of these two philosophers themselves According to this, the essential being of the substance comes about through a kind of “molding” of the same into the relevant “being”. vice versa through a kind of “imagination” of this being in the substance. A gigantic complex of old, oldest and also in turn newest problems and theories is hereby touched upon. The old as well as the newest controversies [ideae ante res, in rebus and post res] emerge. If we remain on strictly ontological ground, then it can only be the substantial unity, the existent itself, which, by virtue of its existential intrinsic potency, “forms” into the entity in question. It is not both the “imaginative power” of ideas and the formative power of substances in and through which the constitution of the fundamental species is accomplished. This leads away from Plato to Aristotle and into scholasticism. We can speak here of the ontological interpretation of the theory of ideas. But this is not the place to deal with it and its many forms and shades. We’re aiming for something else.

So gewiß nämlich die “aristotelische” Fassung—auch dieser Ausdruck im Sinne eines generellen Auffassungstypus genommen—die eigentlich ontologische ist und dem wirklichen Sein am meisten gerecht wird, scheint uns doch auch sie den wahren ontologischen Wurzelpunkt der ganzen Situation noch keineswegs zu treffen; ihn nicht treffen zu können, weil auf diesem letzten Seinsfelde der Begriff der “Form” und “Formung” wenn nicht gerade ein inadaequater, so doch völlig unzureichender und am Wesentlichsten vorübergreifender ist. Um an dieses existenzial Wesentlichste, um an diesen ontischen Wurzelpunkt substanzieller Gestaltung heranzukommen, gilt es, sich zunächsf einmal völlig von jeder typologischen Vorstellung der Weltverfassung loszulösen—einer Vorstellung, die das Dasein doch immer wieder in eine letzte Analogie zu einem Museum oder der Werkstätte eines Bildhauers bringt. Es gilt, sich zunächst einmal völlig von der Vorstellung freizumachen, als wenn die Substanzen in gewisse Grundformen von außer her eingekleidet [oder eingegossen] wären—so wie den Plastiken diejenigen Formen ein- und aufgeprägt sind, die dem Künstler ideell vorgeschwebt haben. Obwohl zwar dieser Grundaspekt in der “aristotelischen” Fassung echt ontologisch gewendet wird, insofern hier die Substanz selber die formende Eigenkraft besitzt, sich zu ihrem eigenen Wesen heraus zu gestalten, so verhindert doch die idealistisch-typologische Grundlage des Ganzen den Durchbruch zu einer von Grund auf seins- gerechten Aufhellung. Ein charakteristisches Zeichen dafür scheint uns die letztlich doch immer nicht nur irrationale, sondern auch unontologische Rolle zu sein, die dabei die sog. “materia prima” spielt, spielen muß, weil der Formbegriff—wenigstens im Felde der materiellen Substanzen—nach einem “Substrat” notwendig verlangt.

As certain as the “Aristotelian” version—this expression, too, taken in the sense of a general type of conception—which is actually ontological and does most justice to actual being, it still seems to us that it by no means hits the true ontological root point of the whole situation; not being able to meet him, because in this last field of being the concept of “form” and “forming” is, if not exactly inadequate, at least completely inadequate and most essentially pre-encroaching. In order to get to what is most existentially essential, to get to this ontic root point of substantial design, it is first of all necessary to completely detach oneself from any typological conception of the constitution of the world—a conception that existence always finds in an ultimate analogy to a museum or the workshop of a sculptor brings. First of all, it is important to free oneself completely from the idea that the substances are clothed [or poured] in certain basic forms from outside—just as the forms that the artist had in mind are imprinted on the sculptures. Although this basic aspect in the “Aristotelian” version is really turned ontologically, insofar as the substance itself has the formative power of its own to shape itself into its own essence, the idealistic-typological basis of the whole prevents the breakthrough to a fundamental on being- fair lightening. A characteristic sign of this seems to us to be the ultimately not only irrational but also unontological role that the so-called “materia prima” plays, must play, because the concept of form—at least in the field of material substances—searches for a “substrate ” required.

Wo ist aber der Hebel anzusetzen, um gewissermaßen unterhalb des möglichen typologischen Aufrisses der Substanz den ontischen Quell- und Herzpunkt ihrer essenziellen Grundgestaltung zu treffen? Es ist ja dies unaufhebbar, daß die Substanz es selber ist, die mit ihrer existenziellen Seität die Potenz zu ihrer essenziellen Bestimmtheit in sich selber birgt. Aber ist denn dies etwas sozusagen Zweigegabeltes: daß sie selber ist und daß sie in diesem “selber sein” sich selber überdies zu einer bestimmten Seinsform prägt? Ist es denn nicht diese “Sëität” selber, die in ihrer Differenzierung die typischen Grundgestaltungen des Daseins mit sich führt? Ist es nicht die typisch verschiedene Weise dieses “selber seins,” dieser Substanzialität selber, die unmittelbar die substanziellen Grundgestaltungen aus sich hervorgehen läßt? Da bedarf es keiner weiteren “Einformung” oder “Einbildung” in eine der Substanz sozusagen ursprünglich fremde “Wesenheit;” nein, sie selber, die Substanz, ist es, die in dem grundverschiedenen Modus dieser ihrer Substanzialität grundverschieden gestaltet ist. Indem das Daseiende in verschiederwr Weise “ist” [existiert!], ist es auch etwas Verschiedenes. Die Differenzierung der Sëität setzt unmittelbar und als solche die Differenzierung der letzten Grundessenz.

But where is the lever to be applied in order to hit the ontic source and heart point of its essential basic design, so to speak, below the possible typological outline of the substance? After all, it is irrevocable that it is the substance itself which, with its existential nature, contains within itself the potential for its essential determination. But is this something, so to speak, bifurcated: that she is herself and that in this “being herself” she also molds herself into a specific form of being? Isn’t it this “sëity” itself that, in its differentiation, carries with it the typical basic formations of existence? Isn’t it the typically different way of this “being oneself,” of this substantiality itself, which allows the substantial basic formations to emerge directly from itself? There is no need for any further “formation” or “imagination” into an “essence,” so to speak, originally alien to the substance; no, it is itself, the substance, which is shaped in a fundamentally different manner in the fundamentally different mode of this its substantiality. Because the existent “is” [exists!] in different ways, it is also something different. The differentiation of Sëity immediately and as such posits the differentiation of ultimate fundamental essence.

Damit haben wir in der Tat eine rein existenzielle oder ontologische Interpretation des gesamten Daseins vor uns, die dasselbe bis auf den Grund zu durchleuchten geeignet ist. Es läßt sich hier nur noch etwas von den weittragenden Einsichten andeuten, die aus diesem fruchtbaren ontologischen Gesichtspunkt [er ist so fruchtbar, weil er an der tiefsten Stelle des endlichen Seins liegt!] hervorgehen.

In fact, what we have before us is a purely existential or ontological interpretation of the whole of existence, which is capable of illuminating it to the core. Here we can only hint at some of the far-reaching insights that emerge from this fruitful ontological point of view [it is so fruitful because it lies at the deepest point of finite being!].

Wenn wir den Kosmos ansehen, so stehen wir zunächst der, man muß schon sagen, ungeheuren Dualität von Stoff und Geist gegenüber—einer Dualität, die man wohl den Angelpunkt aller philosophischen Problematik zu allen Zeiten, bei allen Völkern und in jeder philosophischen Gesamtrichtung nennen kann. Wir haben rein stoffliche Naturen vor uns, und wir haben geistige Naturen vor uns—allerdings innerhalb der empirischen Gegebenheit keine rein “geistigen.” Und dies letztere Faktum hat wohl mit zu dem verhängnisvollen Irrtum beigetragen, als könne man bei den geistbegabten Wesen von einer eigenen, der stofflichen Substanzialität entgegen- gesetzten Substanzialität überhaupt nicht sprechen. Dazu kam ja allerdings, wie wir schon ausgeführt haben, die erkenntnistheoretisch-idealistische Verschiebung von personalgeistigem Wesen in das “pure Bewußtsein” und [damit im Zusammenhang] jene auf Grund der Subjekt-Objekt-Korrelation vollzogene seinsentwurzelnde, entsubstanzialisierende Tendenz überhaupt, die sich über das ganze Feld des Daseins erstreckte. Im Grunde blieb es—durch alle noch so sehr sachlich tiefgreifenden und vervollkommnenden Versuche hindurch—bei der berühmten Cartesischen Zuweisung des stofflichen und geistigen Seins auf “Ausdehnung” und “Denken.” Es ist nicht erstaunlich, wenn es niemals mehr gelang, diese zwei von ihrem substanziellen Seinsboden losgerissenen und widersinnig verselbständigten Modifikationen zu der doch beim Menschen gegebenen Leib-Geist-Einheit zusammenzubringen. Das am meisten charakteristische Zeichen aber für diese ganze weltanschauliche Lage ist, daß für die “Seele” überhaupt keine Stelle mehr vorhanden war, wenn auch das Problem dem Namen nach als das des Zusammenhangs zwischen Leib und “Seele” traditionsmäßig immer wieder auftrat. Die “Seele” steht in einem ganz besonderen und eigenartigen Verhältnis zur Substanzialität; sie ist sozusagen—in den überhaupt “beseelten” Wesen!—deren “Herz” und “Mitte.” Die entsubstanzialisierende Tendenz mußte mit einer entseelenden wesensnotwendig Hand in Hand gehen. Dies ließe sich bis in die allerneueste, doch an und für sich wieder in radikaler ontologischer Rückwendung befindliche Strömung der Philosophie [bis in die Existenzialphilosophie hinein!] verfolgen. Daß es von diesem Boden aus erst recht niemals gelingen kann, die menschliche Trinität von Leib, Seele und Geist aufzubauen, ist selbstverständlich.

When we look at the cosmos, we are first confronted with what must be said to be an enormous duality of matter and spirit—a duality that can be called the linchpin of all philosophical problems at all times, among all peoples and in every philosophical trend as a whole . We have before us purely material natures, and we have before us spiritual natures—though not purely “spiritual” within the empirical given. And this latter fact has probably contributed to the fatal error that one cannot speak of a substantiality of their own, opposed to material substantiality, in the case of spiritually gifted beings. In addition, however, as we have already explained, there was the epistemological-idealistic shift from personal-spiritual beings into “pure consciousness” and [in connection with this] that tendency to uproot being, de-substantializing in general, which was carried out on the basis of the subject-object correlation and which spread over extended the whole field of existence. Basically, it stayed with the famous Cartesian assignment of material and spiritual being to “expansion” and “thinking”—through all the attempts, no matter how factually profound and perfecting. It is not surprising that it was never possible to bring together these two modifications, which had been torn from their substantial basis of existence and become absurdly independent, into the body-mind unity that is still present in humans. But the most characteristic sign of this whole ideological situation is that there was no longer any place for the “soul” at all, even if the problem, as the name of the connection between body and “soul,” traditionally reappeared again and again. The “soul” has a very special and peculiar relationship to substantiality; it is, so to speak—in the generally “ensouled” beings!—their “heart” and “middle.” The de-substantializing tendency had to go hand in hand with a de-souling tendency. This can be traced back to the very latest currents in philosophy [even into existential philosophy!], which are actually in a radical ontological regression. It goes without saying that starting from this ground it will never be possible to build up the human trinity of body, soul and spirit.

Man weiß nicht, was sachlich schwerwiegender ist: die Substanzialität des Stoffes oder die des Geistes wiederherzustellen! Unsere These ist, daß beides trotz der bis auf den letzten Seinsgrund entgegengesetzten Artung der beiderseitigen “Wesen” nicht nur möglich und notwendig ist, sondern daß auch erst von diesem beiderseitig substanziellen Boden aus ihre Seinsgegensätzlichkeit wahrhaft begriffen werden kann. Gerade was der Idealismus eigentlich anstrebt, nämlich die absolute Wesenseigenart des “Geistes” zu fixieren, gelingt vollständig erst auf dem Grunde einer nun allerdings in völliger ontologischer Reinheit begriffenen Substanzialität. Sobald es freilich an einer solchen rein existenziellen Interpretation der Substanzialität fehlt und diese in irgendeinem Sinne material beschwert wird, ist ein gemeinsamer Seinsboden von Stoff und Geist [welcher Boden eben das “Dasein” ist] nicht mehr zu finden.

One does not know what is factually more serious: restoring the substantiality of the material or that of the spirit! Our thesis is that both are not only possible and necessary, despite the fact that the nature of the mutual “beings” is opposite to the last reason, but that their opposite nature can only be truly understood from this mutually substantial basis. Precisely what idealism is actually striving for, namely to fix the absolute essential character of the “spirit”, succeeds completely only on the basis of a substantiality that is now understood in complete ontological purity. Of course, as soon as such a purely existential interpretation of substantiality is missing and this is materially weighed down in some sense, a common ground of being of matter and spirit [which ground is precisely “existence”] can no longer be found.

Substanzielles Sein ist selber sein. Die möglichen Urmodifikationen dieses “selber seins” entlassen unmittelbar aus sich die Urmodifikationen des gegebenen Daseins. Stoffliches Sein ist eine “Art” ontischer Seität. Geistiges Sein ist eine andere Urart derselben. So gut wie es eine rein existenzielle [nämlich “existenziale!”] Interpretation ichhaften Seins gibt [von der ein grundlegendes Stück bei Heidegger vorliegt], so gut gibt es eine rein existenzielle, nämlich existenziale, Interpretation der Materie.

Substantial being is being itself. The possible primordial modifications of this “being oneself” immediately release the primordial modifications of the given existence. Material being is a “kind” of ontic being. Spiritual being is another primal kind of the same. Just as there is a purely existential [namely “existential!”] interpretation of egoic being [of which Heidegger has a fundamental piece], there is a purely existential, namely existential, interpretation of matter.

Wir sahen oben, daß die Zeitlichkeit sich an der Wurzel des Daseins selber [als eines solchen, das den Grund seines Daseins mit seinem eigenen Wesen nicht umschließt] konstituiert. Wir fragten, wo und wie sich die Räumlichkeit konstituiere. Die Weise, wie ein Seiendes kraft der existenziellen Eigenpotenz aus dem nichtigen Grunde seiner selbst zu sich selber kommt, kann eine solche des puren, reellen Herausgehens aus diesem Grunde, des puren, reellen sich selber Herausversetzens aus ihm sein. Das Daseiende ist, wie wir sahen, eo ipso ein aus nichtigem Grunde sich selber heraus versetzendes und darin eben zu seinem eigenen “Selbst” gelangendes. Wenn aber das ganze essenzielle Wesen aus dieser reellen Selbstheraussetzung aus nichtigem Grunde—kraft der existenziellen Eigenpotenz—besteht, wenn das Seiende nur und allein in und mit dieser existenziellen Selbstveräußerung Wesen und Gestalt hat, dann ist eine reine Stoffnatur konstituiert. Hier setzt sich das Seiende seiend als Substrat, denn indem es durch und durch und schlechthin in der existenzialen Selbstveräußerung seiner selbst steht, ist es ein durch und durch und schlechthin “Über” und “unter” sich Liegendes; soweit es Existenz besitzt, hat es sich “schon immer” selber “verlassen” und also “hinter” oder “unter” sich zurückgelassen, ist es “schon immer” “Über” sich selber hinausgegangen. In dem reellen immer schon Hinausversetztsein über sich selbst—kraft der ontischen Urbewegung – konstituiert sich sein ganzes, hierin eben “daseiendes” Wesen und Sein. Die reine Stoffnatur ist also nicht nur “Substanz”

als das sich selber in seinem Sein Vorstehende, sondern sie hat als Substanz die spezifische Form des “Substrats” als das sich selber Unterliegende. Sie ist—daseiend—durch und durch der eigene “Grund und Boden” ihrer selbst. Es ist eine, wie wir es nennen, hypokeimenale Substanz. Ein Seiendes aber, dessen ganze daseiende Selbsthaftigkeit in der durch die Sëität getragenen reellen Selbstveräußerung besteht, ist ein von seinem ersten Seinsursprung an “räumliches.” Es setzt den Raum nicht voraus, sondern es setzt ihn—in und mit seiner eigenen Existenz. Die reelle selbsthafte Herausversetzung aus dem eigenen Selbst ist eo ipso “räumlich.”

We saw above that temporality constitutes itself at the root of existence itself [as one that does not enclose the ground of its existence with its own essence]. We asked where and how the space is constituted. The way in which a being, by virtue of its own existential potency, comes to itself out of the futile ground of itself can be one of pure, real emergence from this ground, of pure, real transference of itself out of it. The existent is, as we have seen, eo ipso something that transposes itself out of itself for an insignificant reason and thereby attains its own “self”. If, however, the whole essential being consists of this real self-expression for a vain reason—by virtue of existential intrinsic potency—if the being has essence and shape only and solely in and with this existential self-expression, then a pure material nature is constituted. Here the being posits itself as a substratum, for while it stands through and through and absolutely in the existential self-expression of itself, it is something that lies “above” and “beneath” itself through and through and absolutely; insofar as it has existence, it has “always” “left” itself and thus left itself “behind” or “beneath” itself, it has “always” gone “above” itself. In the real being that has always already been transposed beyond oneself—by virtue of the ontic primal movement—his whole essence and being that “exists” here is constituted. The pure material nature is not only “substance”

as that which precedes itself in its being, but as substance it has the specific form of the “substrate” as that which is subordinate to itself. It is—existing—through and through its own “ground and soil.” It is what we call a hypogerminal substance. A being, however, whose entire existing self-reliance consists in the real self-expression carried by the sëity, is a “spatial” from its first origin of being. It does not presuppose space, but posits it—in and with its own existence. The real, self-reliant transference out of one’s own self is eo ipso “spatial.”

Dies sind nur äußerst andeutende, wenn auch scharf umreißende Linien einer rein ontologischen Durchleuchtung der Materie, die natürlich in eigenen ausführlichen Analysen durchgeführt werden muß. Wir haben hier einiges davon erwähnt, um doch einen ungefähren Begriff von der sachlich folgenreichen Bedeutung der substanziellen [existenzialen] Interpretation des Daseins zu geben. Dem “hypokeimenalen” Sein steht das “archonale,” wie wir es nennen, als sein extremes substanzielles Gegenstück zur Seite. ἄρχω: ich bin der erste, fange an! Was darin für die substanzielle Fassung des ichhaft Seienden liegt, können wir hier nicht einmal andeuten.

These are only extremely indicative, albeit sharply delineated lines of a purely ontological investigation of the matter, which of course must be carried out in our own detailed analyses. We have mentioned some of it here in order to give an approximate idea of ​​the factually consequential meaning of the substantial [existential] interpretation of Dasein. Accompanying the “hypokeimenal” being is the “archonal,” as we call it, as its extreme substantial counterpart. ἄρχω: I’m the first, start! We cannot even indicate here what lies in this for the substantial formulation of egoic beings.

Wo aber hat die “Seele” ihre Stelle? Oder vielmehr das beseelende Prinzip, wenn wir den Ausdruck “Seele” für die erst innerhalb der ichhaft geformten menschlichen Totalität auftretende persönliche Seele aufbewahren wollen. Allerdings hat wohl auch schon das höhere Tier “eine” Seele im prägnanten Sinne, wenn auch keine persönliche. Aber schon bei den Pflanzen findet sich doch etwas gegenüber den reinen Stoffnaturen völlig Andersartiges. Wir sagten oben, daß das seelische Prinzip in einem ganz besonderen, ja besonders nahen Verhältnis zur Substanzialität stehe, obwohl es “seelenlose” Substanzen wie die reinen Stoffnaturen gibt. Auch diese entbehren als Substanzen, als selbständig Daseiende nicht des selbsthaften Seinsprinzips, nicht der existenziellen Potenz zum eigenen Sein. Aber diese Potenz nimmt in ihnen [den Stoffnaturen] keine “eigene Mitte,” keinen besonderen “Raum” ein, da sie eben mit ihrem ganzen Selbst völlig an die sie konstituierende Selbstveräußerung hinausgegeben oder gewissermaßen in sie “hineinverstreut” sind. Damit haben wir schon angedeutet, wo das seelische Prinzip oder die “Seele” [jetzt im allgemeinsten, unpersönlichen Sinne genommen] ihren ontischen Sitz hat. Wenn nämlich in einer Substanz dieses selbsthafte Seinsprinzip als ein eigenes “Zentrum” innerhalb des Selbst auftritt, dann kann, ja muß man von einem seelischen oder beseelenden Prinzip sprechen. Eine vegetative Totalität ist nicht mehr nur eine zur völligen Seinsveräußerung aus sich selbst herausgegebene [obwohl diese stoffliche Substanzialität das “Substrat” bleibt, auf dem sie sich aufbaut!], sondern sie ist mit ihrem selbstveräußerten [stofflichen] Sein in die selbsthafte Seinspotenz als in eine “Seinsmitte” zurückgenommen, von der aus nunmehr das Ganze ihrer selbst als Ganzes selbsthaft umfaßt, gestaltet und organisiert werden kann.

But where does the “soul” have its place? Or rather the animating principle, if we want to keep the expression “soul” for the personal soul that only appears within the ego-formed human totality. However, even the higher animal has “a” soul in the succinct sense, even if it is not a personal one. But even in the plants there is something completely different from the purely material nature. We said above that the psychic principle stands in a very special, indeed particularly close, relationship to substantiality, although there are “soulless” substances such as the pure material natures. As substances, as independently existent, these too do not lack the self-sustaining principle of being, nor the existential potential for their own being. But this potency does not have its own “centre” in them [the material natures], no special “space”, since they are completely surrendered with their whole self to the self-expression that constitutes them or, to a certain extent, “scattered into it”. With this we have already indicated where the psychic principle or “soul” [now taken in the most general, impersonal sense] has its ontic seat. If this self-sustaining principle of being appears in a substance as its own “centre” within the self, then one can, indeed must, speak of a soul or animating principle. A vegetative totality is no longer just one given out of itself for the complete alienation of being [although this material substantiality remains the “substrate” on which it is built!], but it is with its self-alienated [material] being into the self-sustaining potency of being as in a “centre of being” withdrawn, from which the whole of itself as a whole can now be self-reliantly encompassed, shaped and organized.

Wir sehen schon hier, daß die “Seele” in eine ganz andere ontische Schicht gehört als Körper und Geist. Dies zu verstehen ist von großer Wichtigkeit, besonders auch für den Aufbau des Menschen. Wir kommen hier endgültig zu der großen Dualität, die in der aristotelisch-thomistischen Ontologie eine so entscheidende Rolle spielt: der von Potenz und Akt. Körper und Geist haben ihre Stelle in dem vollkonstituierten, in dem aktuellen Sein. Oder vielmehr: das selber Seiende [die Substanz] im Akt ihres “selber seins” ist—je nach der hypokeimenalen oder archonalen Urmodifikation, in der sie auftritt—Körper [Stoff] oder Geist. Das selber Seiende [die Substanz] dagegen in der selbsthaften Potenz zu ihrem eigenen Sein ist dort, wo diese Potenz als ein eigenes Zentrum im selber Seienden vorhanden ist, “Seele.” Das seelische Prinzip liegt also in der potenziellen, seinskonstituierenden, “vorwirklichen” Sphäre! Es ist dabei zu beachten, daß es nur dort seine Stätte haben kann, wo es sich wegen des nichtigen Grundes der Substanz um eine bloße Potenz zum Sein handelt. Beim absoluten Sein ist die “Macht zum Sein” eine Macht über das Sein schlechthin und deshalb sozusagen ein “Über”akt: mehr als Aktualität, nicht weniger. Von “Seele” aber kann man nur dort sprechen, wo es sich um ein “weniger” als das aktuelle Sein handelt, nämlich um die bloße Kraftmöglichkeit zum Sein.

We can already see here that the “soul” belongs to a completely different ontic layer than body and spirit. Understanding this is of great importance, especially for the structure of man. Here we finally come to the great duality that plays such a crucial role in Aristotelian-Thomistic ontology: that of potency and act. Body and mind have their place in the fully constituted, in the actual being. Or rather: what is itself [the substance] in the act of its “being itself” is—depending on the hypokeimenal or archonal primal modification in which it appears—body [substance] or spirit. That which is itself [the substance], on the other hand, in the self-sustaining potency to its own being, is there where this potency is present as a center of its own in that which is itself, “soul.” The psychic principle lies in the potential, being-constituting, “pre-real” sphere! It should be noted here that it can only have its place where, because of the null ground of the substance, it is a question of a mere potency to being. In the case of absolute being, the “power to be” is a power over being par excellence and is therefore, so to speak, an “over”act: more than actuality, not less. But one can only speak of “soul” when it is about something “less” than the actual being, namely about the mere possibility of the power to be.

Wir sagen “Kraftmöglichkeit!” Denn die Seinspotenzialität der “Seele” [wie überhaupt das selbsthafte Seinsprinzip!] ist keine “Potenz” im Sinne einer nur materialen Formungsbereitschaft, die aller- erst eines wirkenden Faktors bedürfte, um in den Akt versetzt zu werden. Nein, die Seele ist selber das wirkungsmächtige Prinzip; sie ist die “Potenz” im Sinne der positiven Macht zum Sein. Sie ist nur noch nicht dieses Sein in seiner—durch die zugrunde liegende Seinspotenz—ausgewirkten Aktualität.

We say “Possibility of Power!” Because the being potentiality of the “soul” [like the self-sustaining principle of being in general!] is not a “potency” in the sense of a merely material willingness to form, which first of all requires an active factor in order to be put into action. No, the soul itself is the effective principle; it is the “potency” in the sense of the positive power to be. It is just not yet this being in its actuality brought about by the underlying potency of being.

Weil die “Seele” zugleich die Nichtigkeit des Daseinsgrundes voraussetzt, ja selber umschließt und die eigentliche Macht zum Sein in sich birgt, deshalb ist ihr Wesen dieses eigentümlich zugleich “Abgründige” [im Sinne eines bodenlosen Ungrundes] und “Schöpferische.” Sie steht ihrem eigenen Seinsgrunde nach im “Nichts,” und doch ist sie es, aus der die ganze Substanz ihr ganzes Sein und Selbst schöpft.

Because the “soul” at the same time presupposes the nothingness of the ground of existence, yes it itself encloses it and harbors the actual power to be, its essence is therefore this peculiar at the same time “abysmal” [in the sense of a bottomless unground] and “creative.” It stands in “nothing” in its own ground of being, and yet it is from it that all substance draws its whole being and self.

Wie sich nun dieses “seelische Prinzip” umgestaltet, je nach der Totalformung des Seinsganzen, in dem es die potenzielle Mitte ist [beim Tier, beim Menschen], wie überhaupt der Gesamtaufbau komplexer Seinseinheiten zu fassen ist, wie z. B. die stoffliche Substanzialität ihrerseits wieder Grundlage höherer Formungen wird, wie schließlich im Menschen alle Fäden zusammenlaufen und die bei ihm dazukommende, radikale neue Substanzialität ichhaft-geistigen Seins alle unteren Stufen überformt und nun erst die “persönliche Seele” möglich macht, das alles muß hier unbehandelt, aber nicht mehr ontologisch unlösbar stehenbleiben. 

How this “principle of the soul” is reshaped, depending on the total formation of the whole of being in which it is the potential center [in animals, in humans], how the overall structure of complex units of being is to be grasped, such as e.g. the material substantiality for its part again becomes the basis of higher formations, as finally all threads come together in the human being and the radical new substantiality of egoic-spiritual being that comes with him overforms all lower levels and only now makes the “personal soul” possible, all of which must left untreated here, but no longer ontologically insoluble.